Sunn O)))

Kannon

Southern Lord

Quietsch. Fiep. Brumm. Grdldrhrrrg. Üüüp! Auch im 18. Jahr seiner Karriere flicht das kalifornische Duo Sunn O))) die schönsten und kontemplativsten Gitarrenrückkopplungen auf diesem Planeten, im Genre des melodiefreien Krachs sind Greg Anderson und Stephen O’Malley längst zu Superstars aufgestiegen. Als sie Mitte des letzten Jahrzehnts erstmals auf deutschen Bühnen zu sehen waren, verirrten sich nur ein paar blasse männliche Industrialhörer mittleren Alters zu ihnen. Inzwischen sind Sunn O)))-Konzerte zu Massen-ereignissen geworden. Tausende und Abertausende drängen sich in den Hallen, um sich mit nervenzerfetzend monotonen Feedbacks volldröhnen zu lassen. So erfreulich roh die Live-Auftritte von Sunn O))) bis heute gelieben sind – ihre Studioalben wurden über die Jahre immer „musikalischer“ und differenzierter. Auf „Monoliths & Dimensions“ aus dem Jahr 2009 etwa flochten sie Harfen, Flöten, Blechbläser und einen österreichischen Frauenchor in den Krach; im vergangenen Jahr brachten sie mit dem exzentrischen Extremknödler Scott Walker gar eine veritable Pop-Platte heraus.

Auf ihrem neuen Album, „Kannon“, dem ersten eigenen Langwerk seit fast sieben Jahren, haben Anderson und O’Malley sich nun aber wieder auf die Kernkompetenz des zeitlupenhaft zähen Kreischens und Dröhnens besonnen; nach eigener Auskunft wollen sie damit diesmal zentrale Aspekte der buddhistischen Lehre in klanglicher Form illustrieren. Einen wesentlichen Anteil an den drei neuen Stücken hat auch der ungarische Kunstgrunzer Attila Csihar, den das Fachpublikum schon seit den 90er-Jahren von der norwegischen Black-Metal-Band Mayhem her kennt, bei deren Konzerten er zuletzt bevorzugt in einem Bugs-Bunny-Kostüm herumzuhüpfen pflegte – der aber auch schon des Öfteren mit Sunn O))) zusammengearbeitet hat, so auch auf „Monoliths & Dimensions“. In „Kannon 1“ legt Csihar eine Art rhythmisch stotterndes Rülpsen über die sich gegenseitig umarmenden Gitarrenfeedbacks; in „Kannon 2“ gurgelt er einen ganzen gregorianischen Chor; in „Kannon 3“ singt er abwechselnd irgendwas, das eventuell Ungarisch ist, und dann immer wieder „Destroy! Destroy!“