Suede

„Suede“

Demon/Edsel (VÖ: 7.7.)

Das grandiose Debüt der Briten als Jubiläumsedition

Suede wurden – neben Oasis, Blur und Pulp – zu den Big Four des Britpop gezählt. Angehören wollten sie dieser Bewegung aber nie. Bassist Mat Osman lakonisch über ihren Einfluss: „Suede waren Dr. Frankenstein, aber eben nicht das Monster.“ Eine musikalische Heimat hatten sie dennoch: Mit ihrem 1993er-Debüt waren sie die erfolgreichste Glam-Band seit T. Rex, und sicher hatten sie weniger mit „Cool Britannia“ gemein als mit Kate Bush und deren Poesie über Träume von Zoomorphismus und den Zauber von Tarotkarten. Vielleicht waren Suede kein Britpop – aber britischer als sie (und Bush) konnte man auch nicht sein.

Wenige sangen derart sehnsuchtsvoll über Alltagsflucht, keiner so lasziv über ungeile Autos

Dabei erzählte Sänger Brett Anderson nicht nur von Königen und Schwänen, sondern auch von der Working Class, den schönen Muskeln ungebändigter Tiere und Treibstoff: Benzin und Drogen – „Let’s chase the dragon“, forderte er in „So Young“, einem Lied über Heroin. Wenige sangen derart sehnsuchtsvoll über Alltagsflucht, keiner so lasziv über ungeile Autos: „Does he only come in a Volvo?“ Und im selben Lied, „Breakdown“, vereinte er in einem Reim meisterlich seine Vorlieben für Verkehrsmittel und Hunde: „Back where the car was parked/ Where the canine in the A-line stole your time.“

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Schön und schlaksig wie vor dreißig Jahren ist Anderson heute noch, und er schleudert weiterhin sein Mikrokabel im Lassoing-Stil. Doch der Wirbel um Zeilen wie „We kissed in his room/ To a popular tune“, die damals Fragen nach seiner sexuellen Identität aufwarfen, wirkt heute unfassbar. Anderson sang halt wie ein Engel, und er sagte auch: „Mir fehlt der Mut, um schwul zu sein.“

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Diese elf Songs – zum 30. Jubiläum als Edition mit B-Seiten aufgelegt, alle dem Albummaterial ebenbürtig – sind vielleicht nicht als Konzeptwerk angelegt, aber sie bieten eine Lebenserzählung. „So Young“ feiert die Jugend, „The Next Life“ das Jenseits. Darin jauchzt Brett Anderson selbst bei einem Ausflug zum Eisessen im Kurort Worthing so, als ginge es um Leben und Tod.