Suede

„Dog Man Star“

Demon (VÖ: 25.10.)

Neuauflage des Klassikers mit bekanntem Bonus.

Brett Anderson verabscheut das B‐Wort, aber 1994, und nur 1994, war es so, dass die Big Four des Britpop im selben Jahr wichtige Alben veröffentlichten: Oasis mit „Defi­nite­ly May­be“, Pulp mit „His ’N’ Hers“, Blur mit „Park­life“ und Andersons eigene Band mit „Dog Man Star“. Darüber, ob die Platte besser war als jene der Konkurrenz, debattiert man seit dreißig Jahren in den Pubs (und den Musikredaktionen).

„Dog Man Star“ versprach gar die Aufhebung der Darwin’schen Hierarchien

„Come to my slum for an hour“, fordert der leidenschaftliche Junkie Anderson im doppeldeutigen „Heroine“, und da waren sie wieder, die Themen wie schon im nicht minder beeindruckenden Debüt, „Suede“, im Jahr zuvor: Vorstadt, Drogen, Benzin, Blut, Treibstoff, Menschen als wilde Tiere, „ele­va­ted ­beasts“. Anderson dichtete zoomorphisch („We are the pigs“), der Albumtitel „Dog Man Star“ versprach gar die Aufhebung der Darwin’schen Hierarchien: „Dog Man Star“, Tier und Mensch, nicht mehr Sklave und Herr, sondern gleichrangig – Stars.

Das finale „Still Life“ trieb die Band auseinander, Gitarrist Bernard Butler würde ­Suede bald verlassen, die Orchestrierung empfand er als zu pompös. Tatsächlich bietet „Still Life“ eine unpeinliche Harmonie von Klassik und Pop, großartigen Schönklang, eine ganz andere, viel mutigere Welt als die der Neoklassiker heutiger Tage.

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Das 30-jährige Jubiläum sollte ein weihevoller Anlass für eine Neuedition sein. Erstaunlicherweise enthält dieses Set (3 CDs und Half-Speed-Master auf Vinyl) dieselben Stücke wie das 2011er-Reissue. Lohnt sich also nur für Ersthörer oder Sammler.

„The Power“ in der französischen (Live‐)Version „La Puis­sance“, „The Wild Ones“ in der Maxi-Version, „Still Life“ mit noch größerem Orchester sowie die ursprüngliche Single-only-Veröffentlichung „Stay To­ge­ther“ sind alle wieder dabei. Ein Irrwitz, dass ihr bester Song, die „New Generation“-B‐Seite „Together“, noch immer fehlt. Wäre das dann zu viel Togetherness geworden, oder waren die Archivare zu bequem, eine echte Expanded Edition zu erstellen?