Steven Wilson
To The Bone
Caroline
Bedrückend schöner Prog-Rock, der das Chaos der Zeiten spiegelt
Von Rüdiger Knopf
Erinnern Sie sich an das erste Mal „OK Computer“? An Ihre Irritation über diese schamlose Gefühligkeit der Stimme und die überwältigende Wucht der Klänge? Und an Ihre spontane Sicherheit: Das wächst weiter? Solch eine Erfahrung schenkt auch das neue Album von Steven Wilson. Der Mann hinter (unter anderem) Porcupine Tree treibt seinen Eklektizismus auf die Spitze. Er mischt das Universell-Cinemascopische Pink Floyds mit dem hart rockenden Biss Led Zeps und dem Pop-Appeal der Alten, etwa derer mit demselben Nachnamen. Seine Sounds schweben, Vocals umtanzen einander, dann attackieren Gitarren, es dröhnt, drängt, droht.
Diese elf Songs spiegeln das Chaos der Zeiten, bedrückend, aber unfassbar schön. Alles strahlt Unfehlbarkeit aus, jeder Ton hat Endgültigkeit, jeder melodiöse Hakenschlag ein Ausrufezeichen dabei. Vielleicht zwitschert kosmischen Besuchern mal „The Same Asylum As Before“ aus dem Äther entgegen, während sie ihren Vaporisator auf den blauen Ball richten. Sie würden den irren Hominiden allen Unfug verzeihen und abdrehen.