Sport

Aus der Asche, aus dem Staub

Strange Ways/Indigo VÖ: 27.01.2012

Die Sportskameraden aus Hamburg und neuerdings Berlin kennt man nicht gerade infolge einer außerordentlich hohen Veröffentlichungsdichte. „Aus der Asche, aus dem Staub“ ist im 15. Jahr des Bestehens erst das vierte Album – im Schnitt entspricht die Spanne zwischen den Werken fast einer Olympiade. Wenn dann aber doch mal wieder etwas Neues kommt, schlagen sie damit Wellen und greifen nach „Platte des Monats“-Lorbeerkränzen.

Kante-Gitarrist Felix Müller, Szene-Grillmeister Christian Smukal und Martin Boeters sorgten dafür, dass Mudhoney und Hüsker Dü im Norden nicht in Vergessenheit gerieten. Die neuen Stücke „Sattelt die Hühner, wir reiten nach El Paso“ und „Wer führt dein Leben“ erinnern an das Schwergewicht „Unter den Wolken“ (2008) und die Grunge-Vorliebe vergangener Tage. Meist hält man sich jedoch heute in der Nähe zurückhaltenderer Zeitgenossen auf – wie Nada Surf, Built To Spill oder Pavement.

Jan-Eike Michaelis hilft als zweiter Gitarrist erstmalig beim Knüpfen der perfekten Soundteppiche: Sport mögen’s zwar gern episch, driften aber nie in Richtung Pathos ab. Felix Müllers Stimme hebt sich dabei angenehm vom Betroffenheitsgenöle vieler seiner Kollegen ab. Auch singt er nicht ständig von sich selbst! Stattdessen begutachtet Müller das veränderte Verhältnis zu den Eltern, die Umkehr der Verpflichtungen. Auch schön: „Der Tod singt den Blues“ über die Unannehmlichkeiten von Freund Hein. Im Refrain von „Dünnes Eis“, ein Duett mit Masha Qrella, spürt man ganz, ganz kurz den Atem Udo Lindenbergs, doch dann setzt eine furiose Wall Of Sound als Finale ein. 

Felix Müller und Sport 2012: unaufgeregt, unangestrengt, unaufgesetzt. „Aus der Asche, aus dem Staub“ merkt man die Mühe, die die Aufnahmen gemacht haben, überhaupt nicht an. Der Rest des musizierenden Deutschlands wird es gegen dieses Album schwer haben in diesem Jahr.