Spiritualized
Songs In A&E
Cooperative
Nicht in die Irre führen lassen: Der Titel des neuen Werkes von Jason Pierce bezieht sich in nicht in erster Linie auf Tonarten. „A&E“ steht vielmehr für Accident & Emergency, mithin die Notfallstation eines Krankenhauses. In ein solches wurde Pierce vor drei Jahren mit einer doppelseitigen Lungenentzündung eingeliefert. Eine Sache auf Leben und Tod.
Einige der Lieder auf diesem Album hatte Pierce schon vor dem Unglück geschrieben – ein Konzeptalbum über eine fiktive Familie und ihre Lebensbetrachtungen hatte es werden sollen. Als Pierce nun langsam wieder zu Kräften kam, verband sich die distanzierte Schau mit der eigenen Biografie. Pierce klingt auf seiner neuen, natürlich wieder vielköpfig arrangierten Platte nahbarer, allerdings kein bisschen zuversichtlicher als bislang. Bei einigen Liedern hört man das Röcheln eines Beatmungsgerätes, manchmal scheint die gebrochene Stimme direkt vom Krankenbett zu kommen.
Dass man so nah dran ist am Geschehen, hängt auch mit einer akustischen Gitarre zusammen, auf der all diese Lieder geschrieben wurden. So werden Space-Rock, Garage-Rock, Orchester-Grandeur, Soul, Psychedelik und alter R&B um eine Songwriter-Komponente erweitert, es steht dem Spaceman nicht schlecht. Der Trip auf der Schwelle zum Jenseits wird mehrfach unterbrochen von „Harmonys“, kurzen Intermezzi. All das ist natürlich sehr wehleidige Musik, doch man ist oft berührt von den kleinen Melodien, der verzagten Schönheit, dem offen zur Schau getragenen Schmerz und der epischen Kreativität, die Großes schaut: „I am just a man but I have dreams of gods and kings.“