Soundgarden

Ultramega OK

Das Debüt der Band aus Seattle, mit einer Überdosis Freakrock

1988 war ein schwieriges Jahr für Rock, also für guten Rock. Hair Metal wilderte in den Charts. ­Grunge, neurotisch, aber eben auch wahrhaftiger, ließ noch ein wenig auf sich warten. Mittendrin Soundgarden, die, ein Jahr vor ­Nirvana und „Bleach“, ihr wenig beachtetes Debüt veröffentlichten. Alle neuen Bands aus Seattle beriefen sich ja wenigstens auf Led Zeppelin statt auf Kiss.

Keine Kluft, keine Show

Aber ausgerechnet Soundgarden, die später mit Heroin­hymnen („Black Hole Sun“) für eine wilde Traurigkeit standen, verschwendeten auf ihrem Erstling Zeit mit Spaßaufnahmen. „One Mi­nute Of Silence“ hält genau das, was es verspricht – mehr nicht. Total verrückte Truppe … „665“ und „667“ sollten die von Hippies und Metallern zum Kult erhobene satanische 666-Zahlenkombination karikieren – und Cornell und seine Kollegen tobten sich in Jams aus. Das war vielleicht der Druck von MTV, Rock müsse freakig sein. Doch mit der Single „Flow­er“ gelang es der Band, ein Revier zu markieren, das weder Eddie Vedder noch Kurt Cobain würden betreten können: Metal, der cooler war als Metal, nur schwarzes Gefühl – ­keine Kluft, keine Show.

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Das Remaster ihrer „Extended Edition“ samt „Early Versions“ überließen Soundgarden Jack Endino, dem wohl prägenden Produzenten des Seattle Sound. Er verleiht der Platte mehr Tiefe, mehr Bass, stärkere Panzerung. Aber Chris Cornells bisweilen schrille Gesangsübungen bleiben delikat. Hier ist er noch nicht der Wolf oder der Sandschlangen­beschwörer, hier klingt er wie Brian Johnson oder Justin Hawkins beim Odol-Gurgeln.

Nicht dass „Ultramega OK“ sich wegen seiner Fun-Nummern und seines Unernstes komplett disqualifiziert. Die Soundgarden aber, die wir liebten, entstanden erst ein Jahr später: mit dem unsterblichen „Louder Than Love“. (Sub Pop/Cargo)