Söhne Mannheims
„IZ On“
„Wir sind verrückt“ heißt der letzte Song dieses Albums, und sicher gibt es einige Leser, die jetzt nicken und sagen: Klar, habe ich doch schon immer gesagt. Das Raunen vom Armageddon und der heiligen Stadt Mannheim förderte die Zurückhaltung vieler Kritiker, die in den Söhnen Mannheims ohnehin nur ein „Team Naidoo“ sahen. Doch im Ideenpool des 14-köpfigen Freundeskreises verschmolzen die unterschiedlichsten Ideen: Rumpelnder Drum & Bass traf auf sämige Soul-Streicher und druckvolle Rock-Passagen. Das hatte tatsächlich einen sehr eigenen, „verrückten“ Reiz.
„Iz On“– nach „Zion“ und „Noiz“ gehen offenbar die Buchstabenkombinationen aus- klingt homogener als die Vorgänger. Die Musik stammt bis auf eine Ausnahme wieder von Produzent Michael Herberger und Xavier Naidoo. Die Lücke zu den Soloalben von Deutschlands bestem Soulsänger ist deutlich kleiner geworden. Manche der Songtexte haben allerdings vier unterschiedliche Autoren, was an den wechselnden Sängern liegt, die jeweils ihren eigenen Standpunkt vertreten.
Da wird ein optimistisches „Junges Deutschland“ beschworen, anerkannt, dass sich in den letzten Jahrzehnten vieles zum Guten gewandelt hat und trotzdem gefordert: „Nimm deine Kinder an die Hand und hol sie raus aus Afghanistan.“ Manches ist Kneipen-Talk, ungekünstelt und direkt. Aber das Publikum der Söhne Mannheims wird genau das schätzen, weil es mit bestem musikalischem Handwerk serviert wird.
Das englischsprachige „Live“ ist eins der schönsten Stücke: Vieles an dem opulenten Arrangement erinnert an Marvin Gaye, das nachdenkliche „Wenn du mich hören könntest“ ist dagegen wieder klassisches Naidoo-Terrain. „Iz On“ fehlt leider etwas von dem heterogenen Wahnsinn, der „Zion“ so verrückt und originell klingen ließ (einige Stücke allerdings auch unhörbar machte). Den klassischen Naidoo-Sound wird man auf dem neuen Album im Herbst sicher strahlender erleben. (Tonpool)