Snow Patrol
A Hundred Million Suns
Fiction
Ein bisschen war ihnen der Erfolg von „Chasing Cars“ wohl doch unheimlich. Zwei Millionen Downloads in den USA, ein „Best Song Of All Time“-Votum der „Virgin Radio“-Hörer und 4,7 Millionen verkaufte „Eyes Open“-CDs: So was muss man wohl Ballast nennen.
Mit ihren hundert Millionen Origami-Sonnen peilen die Schneemänner aus Schottland nun jedenfalls keine weitere musikalische Polschmelze an, sondern eine quasi klimaneutrale Rückbesinnung. „Die Ecken und Kanten von früher schimmern jetzt durch den Pop-Sound der letzten zwei Jahre“, meint Gary Lightbody und resümiert schwer euphorisch: „Unser schlüssigstes Album.“
Also keine Kompromisse, der totale künstlerische Triumph? Das je zur Hälfte in der Grouse Lodge in Grafschaft Meath und den rockgeschichtsträchtigen Berliner Hansa-Studios produzierte Werk löst diese Versprechungen nicht ein. Statt zwischen der irischen Provinz und der deutschen Metropole mal frisches musikalisches Terrain zu erobern, variieren Produzent Jacknife Lee und Snow Patrol nur ihr bekanntes Vokabular.
Das sind sehnsüchtiger Gesang über alle erdenklichen Beziehungs-Untiefen, crushende Gitarren und eine langsam pumpende Rhythmus-Sektion auf der einen Seite („If There’s A Rocket Tie Me To It“, „Crack The Shutters“, „Please Just Take These Photos From My Hands“) und meist ziemlich orientierungs- und spannungslos schlingernde Soundscapes („Set Down Your Glass“, „Lifeboats“) auf der anderen. Und das dreiteilige, gut 16-minütige Epos „The Lightning Strike“, bei allem Arenen-Bombast mit Sufjan-Stevens- und Philipp-Glass-Anklängen ausgestattet, ist mit seinem Studio-Zinnober aus Loops, Multitracking, rückwärts laufenden Strings und fetten Brass-Klängen vor allem – ambitioniert.
Ganz schlecht ist das zwar alles nicht, aber doch enttäuschend mittelmäßig, uninspiriert und ziemlich ermüdend. Bei dem multidimensional geschichteten, stolpernden „Engines“ ist hörbar, wie aufregend Snow Patrol eigentlich klingen könnten. (Fiction/Universal)