The Smile
„Wall Of Eyes“ – Bizarre Schönheit
XL/Beggars (VÖ: 26.1.)
Jenseits von Radiohead: Noch ein Bravourstück der Partnerschaft Yorke/Greenwood
Als vor zwei Jahren „The Smoke“, der Song mit der durchdringenden 70er-Jahre-Bassline, die Radiolandschaft eroberte, wurde eine Weile gemutmaßt, wer dahinterstecken könnte. Doch sein Falsettgesang verriet Thom Yorke schließlich. Der Projektname? Würde sich eher auf das Lächeln deines Gegenübers beziehen, der dir tagtäglich ins Gesicht lügt. Also wie immer einmal um die Ecke.
The Smile ist die erste GbR, die Yorke außerhalb von Radiohead mit seinem musikalischen Partner Jonny Greenwood gegründet hat. Komplettiert wird das Trio von Schlagzeuger Tom Skinner, bekannt von Sons Of Kemet für seine verqueren, jazzorientierten Rhythmen. Und offenbar handelt es sich hierbei um Yorkes derzeitigen Lieblingsspielplatz, denn nach dem Debüt, „A Light For Attracting Attention“ vom Mai 2022, stemmt er jetzt bereits den Nachfolger. Und „Wall Of Eyes“ ist kein kleineres Fest der bizarren Schönheit.
Ein Fest der bizarren Schönheit
„So, so beautiful!“, lauten denn auch die Kommentare, die Produzent Sam Petts-Davies (bereits Engineer bei Radioheads „A Moon Shaped Pool“) im Internet bekommt. Uns bleiben zwar nur sieben neue Stücke – aber bis auf die Ausnahme „Friend Of A Friend“, einen kleinen Ausflug zu den Siebziger-Beatles mit feinen Streicher-Arrangements des London Contemporary Orchestra, die auch „I Quit“ beherrschen, erreichen alle Tracks die Fünf-Minuten-Grenze.
„Bending Hectic“ torkelt ganze acht lang – erst sanft und leise und schließlich als musikalisches Übermonster einem imaginären Ausgang entgegen. „Teleharmonic“ darf man jetzt schon als Yorke/Greenwood-Klassiker bezeichnen, mit sakralen Backing-Vocals und einer weiteren interessanten Bassline. Greenwood spielt bei The Smile neben Gitarre auch Bass sowie Moog und Rhodes und arbeitet mit Verzögerungseffekten.
„Read The Room“ bedient wiederum die Freunde der psychedelischen Komponenten. Yorke wird zusehends flehender und verzweifelter und rettet sich in eine harmonische Sixties Bridge. „Under Our Pillows“ folgt als Work-out in Sachen Math-Rock, samt Spurenelementen von King Crimson. Die Erfolgsgeschichte des Thom Yorke ist um ein wunderbares Kapitel reicher. „Wall Of Eyes“ ist gewiss nicht sein zugänglichstes Werk, aber beileibe auch nicht sein kompliziertestes. Einfach gesagt: „So, so beautiful!“