Zeternde Xanthippen zerren an den Instrumenten. Es ist schon ein paar Jahre her, daß diese beiden Alben in Amerika erschienen und Greil Marcus, nicht ungeil, „Caü The Doctor“ zu seiner Platte des Jahres kürte. Als hätten Sleater-Kinney nach dem ebenso verquasselten wie verquasten Dr. Marcus gerufen. Die drei Frauen waren eine Sensation, während man hier noch saisonale Erscheinungen wie Team Dresch feierte. Donna Dresch wird im Booklet gedankt.

Mit „Dig Me Out“, einem unwesentlich trainierter wirkenden Werk, machten Sleater-Kinney im letzten Jahr zwar auch keine Furore außer bei den Diensthabenden in Redaktionsstuben, fliegenden Plattenhändlern und quasimilitanten Gleichgeschlethtlerinnen, doch das Album wurde immerhin richtig veröffentlicht (wir berichteten). Verliebte Gelehrte (Dr. Marcus! Prof. Buß!) träumten davon, eine der aparten Musikerinnen herterosexuell umzupolen. Vergeblich!

Sleater-Kinney sind vollkommen furios und vollkommen kunstlos. Die Leiche Punk-Rock sah noch nie so gut aus wie hier, sogar bei Hilsker Du nicht. In seinem unambttionierten Eifer ist das Trio auch Sonic Ybuth jederzeit überlegen. Keine Gefangenen – Anarchie! Und getextet wird mit dem Brecheisen. In „A Real Man“ auf dem Debüt „Sleater-Kinney“ singt Corin Tucker: „Don’t you wanna feel it inside/ They say that it feels so nice/ All giris should have a real man/ Should I buy it?/ I don’t wanna.“ Viel Schwafelstoff fürs Seminar, viel Wut und bla-bla. Man kann bei Sleater-Kinney über eklige sogenannte Issues wie Geschlechterroüen, Körperpolitik und sexuelle Präferenzen nachdenken.

Oder nicht Man kann sich auch von den genialisch bedienten, wummernden Gitarren hypnotisieren lassen und Gott danken oder Joey Ramone, dem unverdächtigen Korrektheits-Gewährsmann auch in diesem FalL Bloß älter werden kann man mit dieser Musik nicht, und Lotti Huber ist nun auch tot. „Heart attack/ Hit and run.“ Jetzt auf Matador (gleich beide Platte kaufen).