Simple Minds
Good News From The Next World
Blast First (EMI) 30.01.2003
Und dann waren’s nur noch zwei. Fast zehn Jahre nach seiner größten Zeit hat sich der Club der schlichten Gemüter auf die Gründungsmitglieder (und Songschreiber) Jim Kerr und Charlie Burchill reduziert. Und gleichzeitig beschlossen, von nun an eine reine Gitarrenband zu sein. „A red guitar can get you far“, reimt Jimmy Kerr, „but you still know how to fight.“
Was man bezweifeln möchte: Den Biß der frühen Tage haben die Simple Minds auf „Good News From The Next World“ jedenfalls nicht wiedererlangt. Und mal ehrlich: So viel Unterschied macht es nicht, ob das Pop-Pathos aus Glasgow nun vom Keyboard oder der Gitarre kommt – vor allem nicht, wenn die Gitarren wie auf „Good News“ permanent wie Keyboards klingen. Überhaupt hören sich die Simple Minds um keinen Deut anders an als auf dem Vorgänger-Album „Street Fighting Years“. Bloß der Dudelsack fehlt. Noch ein Gitarrenopfer.
Natürlich gehört Pathos-Kerr nach wie vor zu den besseren Sängern im Geschäft, und natürlich basteln Burchill und seine Keyboard-Gitarren im Verbund mit Gast-Drummer Mark Schuhnan komplizierte Rhythmus-Gehege alles beim alten eben. Oder, anders gesagt: Simple Minds zehren zum 1017. Mal von der einen, längst verbrauchten Idee.
Schöne Momente gelingen ihnen immer dann, wenn ihr Bombast-Pop von Sündenfall, Vergebung und Erlösung ein bißchen auf den Boden der Tatsachen zurückfindet und mal zur Abwechslung nicht jeder glaubt, jede halbe Sekunde Stille mit Rhythmus, Riffs und Refrains zukleistern zu müssen: Beim hypnotischen „Hypnotized“ zum Beispiel, bei dem Kerr charismatisch groovt und Burchilis Gitarre wie ein Eiskunstläuter kleine Figuren zeichnet. Oder bei „And The Band Played On“, bei dem sich Stimme und Lead-Gitarre umgarnen. Der Rest: reichlich fade Einheitskost.
„Tm just keeping myself alive“, singt Kerr, und so klingt es dann auch. Ist lange her seit „Promised You A Miracle“.