Jung zu sein ist zu aufregend, um den Soundtrack des Erwachsenwerdens Miley Cyrus, Tokio Hotel oder „High School Musical“-Albernheiten zu überlassen. „Who in the world do you think that I am?/ I suppose it depends on who you ask“, flüstert Simone White in der Akustikballade „Bunny In A Bunny Suit“ und verrät, dass sie jetzt endlich damit anfangen wolle, die Person zu imitieren, die sie immer schon war, und den Namen anzunehmen, den sie schon immer getragen hat.

Wie diese Nummer erzählen viele Songs auf „Yakiimo“ vom Zeitalter der Verunsicherung, vom Ende kindlichee Unbeschwertheit („Train Song“, „Victoria Anne“), vom ersten Verliebtsein („Olivia“) und dem, was danach so alles auf einen wartet. Simone White protokolliert Trennungen („Without A Sound“), erzählt von der Sehnsucht nach etwas Neuem („Let The Cold Wind Blow“). Und stets wirken die Songs so empfindlich, dass man Angst hat, sie könnten zerbrechen, wenn man sie nicht behutsam genug anfasst.

Auf dem Nachfolger von „I Am The Man“ (2007) singt Simone White neben ihren eigenen Songs auch vier Nummern von Frank Bango und Ricky Vesecky. Zu diesen zählen „Bunny In A Bunny Suit“ und „Candy Bar Killer“, die das Album eröffnen und einen mit ihren akustischen Settings, ihren leichten Pop-Melodien und dem zaghaften Gesangslinien einlullen.

Zwar sind Simone Whites eigene Kompositionen nicht immer so raffiniert schlicht wie Bangos und Veseckys. Das sanfte „Baby Lay Down With Me“, das Carson McCullers‘ Romane verarbeitet, oder der Titelsong, den sie in Japan bei Süßkartoffel-Verkäufern aufgeschnappt hat, variieren aber empfindungsreich das Gefühl der Melancholie und Sehnsucht, das das Album prägt. Hübsch auch die zurückgenommene Version von William Christopher Handys Klassiker „Saint Louis Blues“, mit der Simone White am Ende der Platte schließlich missmutig in den Sonnenuntergang blickt. (Honest Jons/Indigo)

Gunther Reinhardt