Serie der Woche: „Say Nothing“
"Say Nothing" erzählt von den Unruhen in Nordirland - berührend, egal, wie realistisch die Serie tatsächlich ist ...
Vielleicht liegt es daran, dass einen Geschichten mit realem Hintergrund immer mehr mitnehmen als komplett ausgedachte, und die Buchvorlage von Patrick Radden Keefe sehr gut ist. Oder daran, dass die Schauspieler:innen weitgehend unbekannt sind und man sie deshalb so sehr mit ihren Rollen identifiziert, auch wegen der wunderbaren irischen Akzente. Auf jeden Fall ist die neunteilige Serie „Say Nothing“ so fesselnd, dass je drei Folgen am Stück reichen, sonst ist man auch zu deprimiert. Es geht um die sogenannten „Troubles“ in Nordirland von den 70er- bis Ende der 90er-Jahre – ein Euphemismus, der einen heute noch schaudern lässt.
Die IRA-Kämpferin Dolours Price erzählt von ihrem Leben in Belfast – wie sie aus Verzweiflung zum bewaffneten Widerstand kam und was dann alles angerichtet wurde von Menschen, die zumindest teilweise eigentlich nur eine bessere Welt wollten. Wie konnten sie eine allein erziehende Mutter von zehn Kindern verschleppen und töten? Man versteht es nicht, trotz vieler Erklärungen der Beteiligten. Wie das mit Terrorismus eben ist. Lola Petticrew spielt die junge Price mit großer Ausdruckskraft, Maxine Peake berichtet als ältere Version mit einer abgeklärten Bitterkeit – beides tief berührend. Zwischendurch fliegt schon auch viel in die Luft, der Unterhaltungsfaktor muss ja stimmen, und es entsteht eine seltsame Spannung, auch weil bei all dem Hass oft nicht klar ist, wer gerade die Guten und wer die Bösen sind. Am Ende jeder Folge steht, Gerry Adams habe stets bestritten, ein IRA-Mitglied zu sein oder irgendwas mit deren Gewalt zu tun gehabt zu haben. Das sind die paar Sekunden, die am unrealistischsten wirken. (Disney+)