Scissor Sisters – Scissor Sisters
Seit Wochen, ja Monaten wird getuschelt über diese Scissor Sisters aus New York. Kreative Tausendsassas seien das, die Disco und Eighties-Pop könnten und vor nichts zurückschrecken würden, nicht mal vor einem Cover von Pink Floyds „Comfortably Numb“. Man war gespannt Nun stellt sich heraus, dass zumindest das nachgespielte Lied nicht der Rede wert ist: Die schalen Dance-Beats und der schlechte Bee Gees-Falsett, mit dem das Quintett um die Oberschwestern Jake Shears und Babydaddy das Waters/Gilmour-Melodram umerzieht, taugen nicht mal als Witz und bestimmt nicht als gewinnbringende Neuinterpretation.
Doch es gibt auch Gutes zu sagen über die erste Platte der Scissor Sisters. Wie etwa „Take Your Mama“ und „Mary“ den frühen bis mittleren Elton John nachstellen, das ist ein frappierendes Artistenstück und hat Applaus verdient Oder wie „Better Luck“, „Lovers In The Backseat“ und das von Performance-Künstlerin Ana Matronic gesungene „Tits On The Radio“ sich als Soundtrack einer Studio-54-Revue empfehlen, auch das wirklich nicht ohne Charme.
Überhaupt geht es den Scissor Sisters vor allem um Cabaret und Possentheater, ein äußerst fantasievolles Bäumchen-wechsel-dich-Spiel mit den Möglichkeiten des popkulturell belesenen Musikanten. „We knew all die answers/ And we shouted them like anthems/ Anxious and suspicious/ That God knew how much we cheated“, heißt es in der Pet Shop Boys-Analogie, „It Can’t Come Quickly Enough“, einem der wenigen ernsthaften Momente dieses Albums, und das ist ein Bekenntnis. Denn bis hier hin sind die Scissor Sisters tatsächlich kaum mehr als sympathetk thieves und clevere Kinder, deren Travestie eher Selbstversuch ist als entschiedene Selbstinszenierung.
Dass es womöglich auch anders geht, deutet sich im groß angelegten Prog-Pop-Finale „Return Tb Oz“ an, dessen gloriose Emotionen so etwas wie persönliche Betroffenheit suggerieren. Aber vielleicht ist auch das nur ein Rollenspiel.