Santana

All That I Am

Arista Usa (Sony Music) 28.10.2005

Kommerz-Kunst: viele Duette, viele Soli, zu viel Konfektionsware.

Es ist schlimm, daß eine Santana-Platte deshalb eine Santana-Platte sein kann, weil eben der zu irgendeinem Zeitpunkt der Aufnahmen ins Studio schlendert und alles bedudelt mit seinen Big-Muff-Soli, um der zuvor bestellten Konfektionsware einen Geist einzuhauchen – einen Geist, der in solchem Kontext natürlich selbst zum sinnentleerten Klischee gerinnt. Das ist Musikmarketing in seiner schlimmsten Form, die jede noch vorhandene Grenze zwischen Kunst und Kommerz auflöst, – was immer verwerflich ist.

Vielleicht soll der Titel dieser neuen Platte ja sagen: Santana, der doch eigentlich schon um der kosmischen Balance willen um gute Musik bemüht sein müßte, will ein Stückweit raus aus der Produktfalle und das eigene Bild wieder komplettieren.

Jedenfalls sind da Inseln im Meer der Belanglosigkeit, das durch viele Lieder der letzten Alben schon recht voll geworden ist. Gleich am Anfang steht eine groß arrangierte Afro-Beat-Session mit allem Zubehör, und weiter hinten gibt’s unter anderem einen harmonisch aufwendigen Latino-Doo-Wop mit Funk-Gefühl und Jazz-Akkordik. Auch das sind freilich alte Hüte, aber immerhin welche, die Santana selbst getragen hat – die relative Häufigkeit solcher Fundamentalismen rettet „All That I Am“ über die Runden. Auch positiv erwähnen kann man einen heilig trauernden Gitarren-Jam namens „Trinitiy“, bei dem Santana mehr Herz beweist als im Duett mit allen hier freilich wieder zahllos vertretenen Partnern zusammen.

Ein paar Namen: Michelle Branch und Steven Tyler geben sich für zwei in jeder Hinsicht störungsfreie Lieder her, Sean Paul und Joss Stone singen ein gar nicht gutes Doppel, auch Mary J. Blige und Outkast Big Boi schaffen nur Stangenware. Da hilft auch die Gitarre nicht, erst recht nicht bei den Gastauftritten von Anthony Hamilton, Bo Bice und will.i.am. Raus mit dem Marketing, dann ist das Vermächtnis noch zu retten.