Ry Cooder

Soundtracks

Rhino

Sieben Scores des Meisters in einem kärglichen Schuber

Mit der düsteren Atmosphäre und dem Drama war das, was Ry Cooder mit Jim Keltner und Jon Hassell bei „Heroin“ für den Soundtrack zu „Trespass“ als klangmalerische Apokalypse improvisierte, der Stimmung von Nicolas Roegs „Performance“ verblüffend ähnlich. Regisseur Walter Hill hatte den Gitarristen beginnend mit „The Long Riders“ zu seinem Hauskomponisten gemacht. Das nutzte Cooder als Chance für Erkundungsreisen in die Geschichte der amerikanischen „Folk“-Musik – was seine ersten Alben ja genau genommen auch schon alle gewesen waren.

Von nie ganz vergessenen Liedern aus der Zeit des amerikanischen Bürgerkriegs über den Blues der 20er-Jahre bis zu zeitgenössischem TexMex konnte Cooder – auch Experte unter anderem in Sachen Polka, Gospel Music, Rockabilly, Norteño und hawaiianischer Folklore – sein umfassendes Wissen in die Soundtrack-Kompositionen einbringen. Bei der hinreißenden Chicken Skin Music für Louis Malles „Alamo Bay“ unterstützten ihn Los Lobos, David Lindley, John Hiatt, Jim Dickinson und Van Dyke Parks, die letzten beiden bei vielen seiner Filmprojekte auch als Arrangeure regelmäßig in seinem Team, Hiatt und Dickinson als Co-Autoren des Evergreens „Across The Borderline“.

So viel lyrische Finesse wie immer wieder bei Instrumentals für Soundtracks gestattete Cooder sich anderswo eher selten. Seine Variationen über das Thema von „Blind“ Willie Johnsons „Dark Was The Night“ für Wim Wenders’ „Paris, Texas“ haben seither zahllose Epigonen inspiriert – „See You In Hell, Blind Boy“ vom „Crossroads“-Soundtrack u. a. wohl Gene Hackman zu dem ziemlich gleichlautenden Fluch an die Adresse von Clint Eastwood am Ende von „Unforgiven“. Anders als bei dem vor Jahren „The Border“ und „Alamo Bay“ auf einer CD zusammenfassenden Set von Raven Records findet man bei diesem – mit immerhin sieben CDs! – keinerlei Liner Notes. Die Überspielqualität geht voll in Ordnung. Keine üble Auswahl aus den Soundtracks bietet im Übrigen nach wie vor „Music By Ry Cooder“ von 1995 auf zwei CDs.