Rosanne Cash
Black Cadillac
Ein Album über den Tod - und den Trost - im traditionellen Moll-Sound
Das Ende ist Schweigen. Stille, genau 71 Sekunden lang. Track 13 ist Rosannes liebevolle, lautlose Reverenz an ihren Vater Johnny, der vor zwei Jahren starb. Ihr Duett auf „Rules Of Travel“ (’03) blieb ohne Nachfolger. „September When It Comes“ hieß das damals – und im September schloß der „Man in Black“ nach langer Krankheit mit 71 Jahren die Augen. Bedeutungsschwere Symbolik, öffentlicher Glaube an Vorbestimmung und Sinnhaftigkeit zu viel und zu aufdringlich? Auch im Titelstück des aktuellen Werks sieht die 50jährige eine Vorahnung der unentrinnbaren Ereignisse. „It was a black Cadillac, drove you away“, singt sie, eine düstere Todes-Metapher. Geschrieben im Frühjahr 2003, sechs Wochen danach ist Stiefmama June Carter tot, vier Monate später der verehrte Daddy, im April 2005 auch noch Vivian, die leibliche Mutter.
„Ich war immer der Meinung, daß Lieder Postkarten aus der Zukunft sein können“, versucht Rosanne sich das Rätselhafte zu erklären. Aber für sie fügt sich so das Unerträgliche des dreifachen Trauerfalls zum letztlich friedvollen Ganzen. Eine schwarze Limo fährt über das Backcover, aber ein Leichenwagen ist es nicht. Sie fühlt sich nicht verlassen. „I watch you from the distant place I found“, verspricht ihr in „Burn Down This Town“ ein ungenannter Beschützer. Und: „I’m the sparrow on the roof… I’m a rainbow in the dirt“ („The World Unseen“), wie
tröstlich ist so eine Ankündigung.
In den zwölf Countryrock-Nummern überwindet Rosanne Cash Traurigkeit, Verzweiflung und Zorn – und findet schließlich Verständnis und Dankbarkeit: „God is in the roses and the thorns.“ Diesen christlichen Mystizismus muß man gar nicht nachvollziehbar finden. Man darf sich sogar ärgern über womöglich lähmenden Determinismus. Festzuhalten aber ist, daß hier nicht etwa tränenfeuchte Rührseligkeit erklingt, sondern Mut und Energie in einem kräftig-melodiösen, weitgehend traditionell instrumentierten Americana-Moll-Sound.
„Ich konnte diesen Songs nicht aus dem Weg gehen“, sagt Rosanne, „einige haben mich um den Schlaf gebracht. Ich konnte sie nicht unter Verschluß halten.“ Das ist ihr Weg, man hört beeindruckt zu. (EMI)