Robert Gwisdek :: Der unsichtbare Apfel
„Igor war ein unkonzentriertes Kind.“ So beginnt Robert Gwisdek seinen ersten Roman, und im Gegensatz zu jenem Igor, der auf den folgenden 360 Seiten eine philosophisch-durchgeknallte Reise an verschiedene Orte innerhalb und außerhalb seines Bewusstseins unternehmen wird, müssen Leser sich in Sachen Konzentration einigermaßen wappnen: Gwisdeks Debüt folgt eigenen Regeln. Die Geschichte liest sich teilweise wie die Wahrsagungen eines Schamanen, dann wie einer der lakonisch-nachdenklichen Songtexte, die der Musiker und Schauspieler Gwisdek als Rapper Käptn Peng verfasste, wie ein Fantasy-Buch oder wie eine ideologische Mathebibel, die von Äsop redigiert wurde. Wer Lust hat, die Gedankenkapriolen mitzumachen, die sich lose an der Geschichte eines Traumas entlanghangeln, das Igor durch den Verlust einer Freundin erlitt, wird sich prächtig unterhalten und Ideen mitnehmen. „Der unsichtbare Apfel“ ist ein geometrisches Märchen, das sich in Stil, Satz und Inhalt einer unbändigen Fabulierungslust unterordnet, die in manchen Teilen ernst und weise, in anderen albern und wie mit Adjektiven verklebt wirkt. (Kiepenheuer & Witsch, 12,99 Euro)