Robbie Williams
The Heavy Entertainment Show
Mehr als ein Dutzend Helfer, aber nicht einmal eine Handvoll Hits: Robbie gelingt kein überzeugendes Pop-Album mehr
„You searched for a saviour, well, here I am/ When all the best ones are dying off so quickly/ I’m still here, enjoy me while you can“, singt Robbie Williams im Auftaktlied, „Heavy Entertainment Show“. Das Geschäft ist hart, aber sein Haus in L.A. noch nicht abbezahlt – wir dürfen also noch eine Weile mit ihm rechnen.
Guy Chambers und Rufus Wainwright (der später bei „Hotel Crazy“ auch singt) haben mitgeschrieben, die Bläser tröten und die Chöre brüllen, wie sie es bei Robbie jetzt immer häufiger tun, seit er einmal zu viel Pet Shop Boys gehört hat – oder war es doch „Moskau“ von Dschinghis Khan? Dazu passt das nächste Stück, ein durchgedrehter Partysong, der schon für diplomatische Spannungen gesorgt hat: „Party like a Russian/ End of discussion/ Dance like you’ve got concussion“ – Gratulation, so einen Stuss hat sich nicht mal Noel Gallagher in seinen vernebeltsten Stunden zusammengereimt.
Herz hinter Fäusten
Dann geht es langsam aufwärts: „Mixed Signals“ haben ihm die Killers überlassen, die klassische Mischung aus Wucht und Pathos steht Robbie besser als der Kitsch von „Love My Life“: „I started to question the angels/ And the answer they gave me was you“, puh. Auch „Motherfucker“ fängt wie ein Tränenzieher an, dreht im Chorus aber plötzlich durch, und Williams rappt fast – immerhin eine Überraschung. Bei „David’s Song“, von Jewel Kilcher mitkomponiert, hat er noch einmal einen großen Moment – Balladen brachten stets das Beste in ihm hervor: das Herz, das er zu oft hinter pumpenden Fäusten versteckt.
Robbie Williams ist erst 42, aber er wirkt, als wäre er kurz aus dem Altenheim ausgebrochen, um noch mal ein bisschen Randale zu machen – und das liegt nicht nur daran, dass er schon so lange, seit mehr als 25 Jahren, im Scheinwerferlicht arbeitet. Nach „Escapology“ (2002) ist es ihm einfach nicht mehr gelungen, einen vernünftigen Sound zu finden – entweder nervt er mit überdrehtem Discoquatsch oder langweilt mit banalem Schwulst, und so wurde er überholt von Leuten wie Ed Sheeran, die besser wissen, was der Durchschnitts-Radiopop-Hörer heute mag. Auch er greift Williams unter die Arme, „Pretty Woman“ ist ein Stampfer zum Tanzen für alle, die sich bei solchen Aufforderungen angesprochen fühlen: „Why don’t you shake what you’ve been given from your mama?“
Mama soll Robbie Williams mal sagen, dass er sein Haus vielleicht auch anders als mit Popmusik abbezahlen kann. (Sony)