Rob Thomas

„Cradlesong“

Musik für alle! An das Werk von Rob Thomas muss man zunächst diese Messlatte anlegen, sonst schimpft man ständig über das Offensichtliche. Dass Thomas keine Melodie zu simpel ist. Dass es hier um glatte Oberflächen und leicht verständliche Hooks geht. Dass hier nicht die Seitengänge ausgeleuchtet, sondern der große Vorhang aufgezogen wird.

Allerdings: Selbst innerhalb dieser Grenzen hat Thomas mit Matchbox Twenty und einer Soloplatte eher mäßige Musik herausgebracht. Dass Rob Thomas sich jetzt- wie bei den neuen Songs auf dem letztjährigen Best-Of seiner Band -härter rannimmt beim Songwriting, das belegt auch das zweite Soloalbum, „Cradlesong“. Thomas spielt die hier üblichen all american rockers („Give Me The Meltdown“; das Bon Jovi-artig pumpende „Still Ain’t Over You“), vor allem aber Popmusik, die Produzent Matt Serletic recht unterschiedlich einkleidet.

Thomas hat die Lieder für diese Platte anders komponiert als sonst, nämlich ausgehend von Schlagzeug-Grooves aus der Konserve. Dass sich die Ergebnisse nun sehr unterscheiden, ist dem Künstler klarer als dem Zuhörer, aber: Thomas holt sich mit „Cradlesong“ Leichtigkeit zurück und schreibt das beste Material seit langem. „Someday“ hat einen feierlichen Soul-Chor am Ende, den selbst die Killers nicht verschmähen würden. „Fire On The Mountain“ rockt tribalisch, Thomas tanzt ums Feuer.

Songs wie „Real World ’09“ (kein Aufguss des alten Matchbox Twenty-Hits, eher eine weit weniger wütende Fortschreibung) und „Snowblind“ sind tatsächlich sehr rhythmisch und evozieren manchmal den US-MOR-Rock der Achtziger. Konsumerabel ist auch der Titelsong, ein summendes Akustik-Lied über die Grausamkeit der Welt. Große Gefühle! Von denen hat Rob Thomas bekanntlich jede Menge. (Warner)

Jörn Schlüter