Richard Hawley
Standing At The Sky’s Edge
Parlophone/EMI VÖ: 04. Mai 2012
Zu seiner Musik kann man schmusen, schwofen, einsam in ein Glas Scotch heulen und nächtens Häuserwände oder U-Bahn-Waggons mit kunstvollen Graffiti besprühen. Nicht umsonst spielte Richard Hawleys herrlicher Schmachtfetzen „Tonight The Streets Are Ours“ eine tragende Rolle in Banksys Street-Art-Satire „Exit Through The Gift Shop“. Nach seinem vielgepriesenen Album „Truelove’s Gutter“, das vor drei Jahren erschien, hat sich der Crooner aus Sheffield nun offenbar vorgenommen, härtere Saiten aufzuziehen.
„Standing At The Sky’s Edge“ besteht vorwiegend aus psychedelisch angehauchten, imposanten Rocknummern mit sich windenden, dröhnenden oder kreischenden Gitarren und schmetternden Akkorden, die von Liebe, Erlösung, Verzweiflung und Verlust künden. Nur einer der neun Songs, das beklemmende „The Wood Collier’s Grave“, unterschreitet die Fünf-Minuten-Marke, und deutlicher als zuvor macht sich bemerkbar, dass Hawley einst als Tour-Gitarrist für Pulp tätig war. So garstig, kraftvoll und bedrohlich wie im episch donnernden Opener „She Brings The Sunlight“ klang er jedenfalls noch nie; und selten war er dem Himmel so nah wie im Titelstück.
Dass er immer noch Herz, Schmerz und Schmelz in der Stimme hat, beweist er zur Genüge, etwa mit dem sehnsüchtigen „Don’t Stare At The Sun“ – zum Retro-Kitsch früherer Tage wahrt er diesmal jedoch gehörigen Abstand. Das macht „Standing At The Sky’s Edge“ zu einer Platte auf der Höhe der Zeit.