Richard Hawley

Hollow Meadows

Parlophone/Warner

Gewohnt brillant, aber keine Überraschungen vom großen Stilisten

Richard Hawley ist ein Nostalgiker von leidenschaftlichem Temperament. Und wie jeder gute Nostalgiker entwirft er im Rückblick eine Welt, die es so niemals gegeben hat. So reisen wir mit ihm in die Vergangenheit und blicken durch eine Art magische Zeit-Lupe, die jeden Moment in Schönheit und Anmut hüllt.

In dieser eigens imaginierten Vergangenheit spielt Hawley – wie sollte es anders sein? – alle Rollen selbst. Er gibt die Slowcore-Version von Chris Isaak, der seinerseits ja eine ins unendliche Melodram gesteigerte Version von Elvis ist. Er gibt den auf Bariton gestimmten Roy Orbison. Er inszeniert sich als nachdenklichen Sinatra. Er ist sanfter Crooner und romantischer Schwärmer, bewegter Chronist und heiliger Stilist. Vor allem aber ist er eines: Hüter von Glanz und Glorie.

Er beschwört den „keeper of the flame“ und betet die Frau an: „Let down your hair for me.“ Er ersehnt die „Serenade Of Blue“ und gedenkt des unbeugsamen „Heart Of Oak“. Ja, das ist groß und feierlich – so feierlich wie alle Alben Hawleys eben. Und wäre der Mann nicht 48, sondern jenseits der 60, würde man urteilen: Altmeisterlich. Nur enthält „Hollow Meadows“ nicht die Cinemascope-Melodien, die mit Rockabilly und Kammerpop veredelten Noir-Hymnen, wie man sie von „Coles Corner“ und „Lady’s Bridge“ kennt.

Auch die psychedelischen Geister des Vorgänger­albums, „Standing At The Sky’s Edge“, scheinen verflogen. In „Which Way“ drängen noch die Verstärker in den Vordergrund. Ansonsten verbietet Hawley sich gitarristische Ausschweifungen. In leisen, gravitätischen Stücken meditiert er über die Liebe („I Still Want You“), sinniert über das Älterwerden („The World Looks Down“) und schwelgt zu seufzendem Country in Erinnerungen („Long Time Down“). Die Arrangements sind entsprechend bedächtig, nie aber betulich. „Tuesday pm“ wird von einem Cello verziert, in „What Love Means“ wird es ganz still. „And it only goes to show/ In these windows to the soul“, singt Hawley. „And these windows take us home.“

Reinster, tröstlicher Kitsch.