Raumpatrouille – Die phantastischen Abenteuer des Raumschiffes Orion
Regie: Theo Mezger, Michael Braun, Darsteller: Dietmar Schönherr
Um neun Tage schlug die US-Erstausstrahlung von „Raumschiff Enterprise“ im September 1966 die deutsche TV-Premiere der „Orion“. Beide Serien präsentierten internationale Astronautencrews jenseits aller Blockkonfrontationen, wie sie nur nach den Kernwaffenteststopp-Verträgen der 1960er erdacht werden konnten. Die Entspannungsphase zwischen West und Ost spiegelte sich in Namen: Die Besatzungsmitglieder der Raumpatrouille heißen McLane, Jagellovsk, Shubashi.
Beide Formate aber wurden nach nur einer Staffel abgesetzt, „Enterprise“ wegen schlechter Quoten, „Orion“ aber auch wegen einer angeblich faschistoiden Haltung der uniformierten Protagonisten. Die ambitionierte Ausmerzung der für minderwertig gehaltenen, „Frogs“ getauften Aliens erinnert tatsächlich an Robert Heinleins Militärglorienfantasie „Starship Troopers“, aber die Heldeneuphorie der von Rolf Honold erdachten Kreuzercrew war wohl eher der Begeisterung für Pulp-Motive geschuldet.
Eine derart kreativ konzipierte Sci-Fi-Serie würde es hierzulande nicht mehr geben, nicht mal vom Science-Thriller-Regisseur der 1970er, Rainer Erler. Dietmar Schönherrs Major McLane ist ein cholerischer Befehlsverweigerer, zu dem sein Bruder im Geiste Captain Kirk erst in den Reboot-Filmen ab 2009 werden würde; Peter Thomas drosselt seinen manischen Beat-Soundtrack zu gegebenen Anlässen runter, untermalt Tanztee im „Starlight-Casino“ mit Lounge-Musik; und die „Frogs“ erhielten ihr bedrohlich strahlendes Antlitz per Spezialeffekt mit Glimmerrolle. Die Space-Age-Architektur wiederum, beeinflusst möglicherweise von Ken Adam, steht den bizarren Rundungen aus Kubricks Space Station 5 aus „2001: Odyssee im Weltraum“ in nichts nach – abgesehen von der „Overkillanlage“, für die ein Rowenta-Bügeleisen zum Einsatz kam.
Die 4K-Edition der Schwarzweißserie vereint die sieben Folgen mit dem Film „Rücksturz ins Kino“ (ein Zusammenschnitt der Staffel) sowie Interviews mit Cast und Crew (Eurovideo Medien).