Rammstein

Rosenrot

Universal 11 Songs / 28.10.2005

Was von "Reise, Reise" übrigblieb: das übliche Spiel mit der Provokation

Daß schon jetzt ein neues Album von Rammstein erscheint, kann man erklären: Im Rahmen der Sessions zum letzten Werk, „Reise, Reise“, war zu viel Material entstanden, noch dazu lauter ruhige Lieder, die den bösen Kanon unzulässig erweicht hätten. Nun muß die alte Musik – erweitert um ein paar neue, harte Klopfer – raus in die Welt, bevor sie schal wird, ergo „Rosenrot“.

Eigentlich ist damit alles gesagt, weil auf dieser Platte natürlich nichts Neues passiert. Weil man das langweilig gewordene Duell mit Rammstein aufgeben muß. Und weil jedes kritische Wort sofort den Verdacht erregt, man würde die neuerlichen Kreationen von Till Lindemann und Kollegen bloß als Steilpaß für rhetorische Muskelspiele benutzen. Keine Lust mehr! Zumal das Pfund dieser Band — das Golem-Pathos, das Spiel mit dem Spiegel, die pathologische Aggression – zum Wuchern längst nicht mehr taugt.

Soviel zur Chronistenpflicht: Soweit man das als distanzierter Betrachter beurteilen kann, gelingt die klassische Rammstein-Provokation auf „Rosenrot“ am besten bei einem Lied namens „Spring“. Dort steht ein Mann auf einem hohen Brückengeländer, um die Aussicht zu genießen, doch die unten versammelte Meute hält ihn für einen Selbstmörder und ist bald beleidigt, weil der Sprung ausbleibt. Am Ende muß der Arme sterben und stellvertretend für uns in den Tod springen, raus aus der Agonie, hinein in ein anderes, besseres Leben. Die Musik dazu walzt und donnert monströs romantisch, ganz im Stil dieser neuen Goth-Metal-Bands, Sie wissen schon.

Und sonst noch: ein böser Prügler namens „Benzin“, ein politisch unkorrektes und sprachlich mächtiges Lied über Schwule („Mann gegen Mann“), ein Lied über einen Pyromanen und ein schlimmes Mörderballaden-Duett mit Sharleen Spiteri (sie ist beim selben Konzern unter Vertrag), die ohne jeglichen Erfolg Nick Caves „Where The Wild Roses Grow“ nachzustellen versucht.

Für eine umfassende Werk-Einordnung schlagen Sie bitte bei den Kollegen der Metal-Presse nach.