Ra Ra Riot
The Rhumb Line
V2
Es ist sicher keine leichte Bürde: Im letzten Sommer verloren Ra Ra Riot ihren Trommler, einen 23-jährigen Mann namens John Pike. Was genau passiert ist, ist unklar – Pike war am Morgen nach einer Party tot aus der Buzzards Bay, Massachusetts geborgen worden. Ra Ra Riot waren zu jenem Zeitpunkt auf Tournee und erlebten eine fabelhafte Zeit – die Studenten aus Syracuse, New York waren mit ihrem Indie-Pop auf Anhieb gut angekommen und spielten große Konzerte, bevor es überhaupt ernsthafte Aufnahmen gab.
Ein gutes Jahr nach der Tragödie kommt nun das Longplay-Debüt, und natürlich hat der Verlust des Freundes die Musik geprägt. Mindestens bei dem Lied „Winter“ bei dem Sänger Wesley Miles singt: „If you were here, winter wouldn’t pass quite so slow.“ Man könnte auch weitergehen und sagen: „The Rhumb Line“ ist insgesamt geprägt von tröstlicher Erinnerung, von feierlichem Angedenken.
Ra Ra Riot spielen ihren US-Indie-College-Rock sensibel, aber nicht weinerlich und großherzig, nicht sentimental. Der grundsätzliche Charakter dieser Musik ist nicht ungewöhnlich: Das filigran gerührte Schlagzeug, die klingelnden Gitarren, die eher weichen, hohen Gesänge. Den entscheidenden Unterschied machen zwei Damen an Cello und Geige, die zum festen Line-up gehören und die Arrangements romantisch bis barock einfärben.
Die Streicher greifen auf, was in diesen wunderschönen, melodisch sehr konkreten Liedern angelegt ist. Herausragend sind das genannte „Winter ’05“, das etwas an die Foals erinnernde „Ghost Under Rocks“, die Eighties-Reminiszenz „Too Too Too Fast“ und ein Lied namens „Dying Is Fine“, das der Tokyo Police Club viel härter spielen würde. Aber nicht besser. (V2/Cooperative)