R.E.M.
Monster
Michael Stipe wollte „wirklich kompromißlos“ werden. Fragt sich nur: Wie kompromißlos kann eine Band noch werden, die nach ihrem wohlverdienten Entree in die Durchschnitts-Stube kaum noch Folgen für schlechtes Betragen gewärtigen muß? Wirklich kompromißlos wäre es gewesen, wenn
R.E.M. die auf Automatic For The People“ angedeutete Ästhetik des Verschwindens weitergetrieben und ausschließlich wimmernde Elegien versammelt hätten. Oder, das andere Extrem: ihre Version von Metal-Machine-Music.
Aber das ist „Monster“ denn doch nicht geworden, bei aller Achtung fiir Peter Bucks wummernde Tremolo-Orgien und Scott Litts nackte Basement-Produktion. All der schöne Krach bietet Stipe die gute Gelegenheit, sich wieder aus der vorderen Reihe zu verabschieden und auch mit diversen Hilfsmitteln in eine „Wall Of Sound“ ein- und abzutauchen, aus dem er dann wie ein aufsässiger Geist hervorlugen kann.
Aus der Noise-Phalanx scheren nur „With Love Come Strange Currency“ und besonders „Tongue“ aus: Michael Stipe als AI Green on Acid, der im Fieberwahn-Falsett von der Kanzel singt. Und „King Of Comedy“ ist nicht nur der beste Song, sondern auch der vielleicht einzige, der wirklich wie ein neuer klingt, nicht wie die lärmende Variation vertrauter Versatzstücke. Ein gutes Album. Nur nicht so radikal (anders), wie es die Band selbst gern hätte.