Queen
„The Miracle – Collector’s Edition“
Universal (VÖ: 18.11.)
Das ’89er-Album im bislang größten Boxset der Band
Die zweite Hälfte der 80er-Jahre war herausfordernd für Queen. Der umjubelte Live-Aid-Auftritt war vergessen, der „Highlander“-Soundtrack „A Kind Of Magic“ in den Misserfolg des Films eingemeindet – und 1987 erhielt Freddie Mercury seine HIV-Diagnose. Die Band demonstrierte Geschlossenheit und gab für die „Miracle“-Urheberschaft erstmals keine vier Songwriter an, sondern nur einen: „Queen“. Statt jedoch mit neuen Bands wie Guns N’ Roses zu wetteifern, produzierten die Briten ihr ’89er-Album als Konglomerat aus Led-Zeppelin-Power („I Want It All“), Trends wie House („The Invisible Man“), politischer Geschichtsstunde („Scandal“) und Wabbelbässen („Breakthru“); dazu gab es einen zu hastig durchexerzierten „Bohemian Rhapsody“-Pastiche („The Miracle“).
Freddies Stimme zu hören ist immer ein Erlebnis
Als reines Gitarre-Bass-Schlagzeug-Album hätte das Werk besser geklungen, nun gilt es als quengeliger Vorbote des zwei Jahre später erschienenen Schwanengesangs, des Classic Rocks von „Innuendo“. Mercury machte seine Erkrankung 1989 noch nicht öffentlich, Stücke wie „Party“ oder das damals gestrichene, hier der Edition hinzugefügte „Too Much Love Will Kill You“ erscheinen jetzt in einem anderen Licht. Das Album ist nicht schlecht, gemessen an seinem Stellenwert aber wirkt das Reissue, das mit 51 Tracks auf acht Discs ihr opulentestes darstellt, aufgeblasen.
Eingebettet in Outtakes, Maxi-Singles und Studio-Chat, bieten die sechs unveröffentlichten Mercury-Stücke – so viele wie noch in keiner anderen Edition seit seinem Tod 1991 – den eigentlichen Kaufanreiz. Freddies Stimme zu hören ist immer ein Erlebnis. Aber Queen waren beim Erstellen ihrer Alben-Tracklisten nicht grundlos streng. In rund zwanzig Jahren haben sie nur wenige B‑Seiten herausgebracht oder Outtakes bekannt gemacht – weil die einfach nicht gut genug sind. „Face It Alone“ ist zu sentimental, „Dog With A Bone“ zu schwofig, „A New Life Is Born“, das in „Breakthru“ einfließen sollte, fehlt. Es wäre ein angemessener Höhepunkt gewesen.