Queen

Queen I

Das Queen-Debüt neu aufgesetzt

Dieses teure und umfassende (6 CDs und 1 LP) Boxset präsentiert ein Problem. Das Queen-Debüt erklingt auf keinem der sieben Tonträger so, wie es 1973 erschien. Im Netz herrscht deshalb Aufruhr. Das Schlagzeug wurde neu abgemischt (was okay gehen sollte), aber Freddie Mercurys Gesang erhielt eine Pitch-Korrektur.

Jetzt singt er jede Note perfekt. Mercury aber wurde geliebt für etwas anderes. Er war ein perfekter Sänger, ohne alle Töne zu treffen. Brian May schwärmt von einem Ergebnis, das man sich immer erträumt habe. Mercury könnte ihm nicht mehr widersprechen. „Jedes Instrument überarbeitet“, „mit heutigem Wissen“, „neue Technologien“ – auweia, das ist nichts für Puristen.

Queen – „The Night Comes Down“:

Youtube Placeholder

An dieser Stelle findest du Inhalte aus Youtube
Um mit Inhalten aus Sozialen Netzwerken zu interagieren oder diese darzustellen, brauchen wir deine Zustimmung.

Dem Reissue wird ein bislang unbekanntes Zitat des Elektra-Records-Chefs Jac Holzman von 1972 vorangestellt: „Ich habe die Zukunft der Popmusik gesehen, und sie heißt Queen“. Wenn das stimmt, hat Jon Landau zwei Jahre später wohl bei ihm geklaut („Ich habe die Zukunft des Rock ’n‘ Roll gesehen und sie heißt Bruce Springsteen“).

Die „Zukunft der Popmusik“ war aus „Queen I“ gerade nicht herauszulesen. Gut so. Das Album folgt dem Hard- und Progrock der Frühsiebziger. Kopfgeburten, Tolkien-Texte, Fabeln, selbstverliebte Soli. Zwei der Songs, „Keep Yourself Alive“ rettete die Band ins Liverepertoire bis zu ihrer letzten Tour 1986.

Aber dass ihr Debüt nun „moderner“ klingt als „Queen II“? Schräg!

Das Set beinhaltet 63 Songs, von denen 43 den Remix erhalten haben. Das macht „Queen I“ vor allem für Archivare und Komplettisten wichtig. Negiert wird die Bandgeschichte allerdings auch nicht. BBC-Aufnahmen sind beigefügt, Koketterien mit „Studio-Fehlstarts“, Konzert-Auszüge aus dem Rainbow Theatre 1974.

Auch der Tonträger mit den Backing Tracks, also das Album unter Verzicht des Gesangs, bietet eine neue Perspektive, betont die Arbeit Mays, Roger Taylors und John Deacons. Von Geschichtsfälschung zu sprechen wäre bei „Queen I, jedoch Version 2.0“ wohl übertrieben. Aber dass ihr Debüt nun „moderner“ klingt als „Queen II“? Schräg! (Universal Music)