Portugal. The Man
Censored Colors
Chöre können einen in der Pop-Musik ganz schön fertig machen, besonders seit Bands wie Beirut, Grizzly Bear oder die Fleet Foxes einige ergreifende Gesangsparts der Mehrstimmigkeit überließen. Portugal. The Man haben das auf ihren beiden früheren Alben ebenfalls schon ausprobiert, so erschütternd wie auf „Censored Colors“ allerdings noch nie, etwa wenn die Mannen um Sänger und Gitarrist John Baldwin Gourley die allgegenwärtige Todesangst im esoterischen Farbenspiel eines feierlichen Refrains negieren: „I’m not afraid to die / ‚cause all these colors will change“.
Zuvor macht allerdings das vielschichtige „Lay Me Back Down“ einen morbiden Auftakt, der musikalisch von allerlei ziselierten Wendungen und groben Brüchen geprägt wird. Das klingt dann manchmal nach einem (Vorsicht!) Lagerfeuer in der Kirche, nach geklampftem Soul, nach Indie-Folk, Räucherstäbchen und barfüßigem Ausdruckstanz an einem Geröllstrand in Alaska, der wegen der nun sparsamer eingesetzten härteren Gitarrenriffs selten zum verschwitzten Exzess wird.
Leider verirrt sich die Platte nach dem beseelten und kraftvollen Beginn allzu oft in labyrinthischen, epischen Prog- und Retrorock-Gefilden mit sporadischen Jazz-Einflüssen; dann verhebt sich das fleißige Quartett, beispielsweise in „New Orleans“, zuweilen an den eigenen Ambitionen und rückt seine zweifelsohne beeindruckende Virtuosität enervierend in den Vordergrund -bis mit „1989“ das ständig mitschwingende Pathos noch einmal zu einem dramatischen, gelungenen Höhepunkt führt. (Defiance/Cargo)