Singende Weingläser wurden nie sinnfälliger und origineller eingesetzt als bei diesem Album, mit dem sich die Band nach „The Dark Side Of The Moon“ neu erfinden musste. Zusammen mit den Klängen „prähistorischer Synthesizer“ (so nennt sie Mark Blake seinen Liner Notes) sorgten sie für diese unvergleichlich melancholische Einleitung zu einer Song-Suite, die womöglich doch das gelungenste Werk des Quartetts ist. Rick Wright sah das jedenfalls so, und für diese Ansicht lassen sich reichlich Argumente beibringen. Der Titelsong als Mischung aus Folksong und verkapptem Country-Heuler ist bis heute eine der denkwürdigsten Gilmour-Waters-Arbeiten. Tonmeister Brian Humphries erledigte seinen Job nicht minder inspiriert mitdenkend als zuvor der Kollege Alan Parsons. Mittlerweile klingen besagte prähistorische Synthesizer irgendwie schon wieder anheimelnd analog.

Dass nach den anderthalb Jahren, in denen die Band in immer neuen Sessions mit Unterbrechungen (wegen Tourneen) an diesem Album arbeitete, fast überhaupt nichts Nennenswertes an Outtakes im Archiv gehortet wurde, mag man nicht so recht glauben, trifft aber zumindest zu, wasdas während der Zeit produzierte Video-Material angeht. Kurios nur, dass in dieser Edition auch Gerald Scarfes „Wish You Were Here“-Promovideo nicht auftaucht. Vielleicht geniert er sich dieses für seine Verhältnisse auch nicht sonderlich fantasievollen Sechs-Minuten-Films mittlerweile. Alles andere als abendfüllend sind die paar sowohl auf Video-DVD wie Blu-ray zu findenden Filmchen aus dem Hause Thorgerson. Immerhin haben die einen nachvollziehbaren Bezug zu dem ganzen Album-Projekt.

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Was man von den in Wembley 1974 quasi als Preview musizierten und live mitgeschnittenen Songs „Raving And Drooling“ und „You’ve Got To Be Crazy“ auf der zweiten CD nicht behaupten kann. Die tauchten bekanntlich, leicht umgeschrieben, Jahre später unter den Titeln „Dogs“ und „Sheep“ wieder auf – auf der „Animals“-LP! Der Titelsong mit Stéphane Grapelli als Gast und Solist an der Violine ist – bei allem Respekt – nicht das, was man unter einer künstlerischen Offenbarung versteht. Bleibt als netteste unter den Zugaben der zweiten CD „Have A Cigar“ nicht von Roy Harper, sondern Roger Waters gesungen. Er konnte es also doch.

Die Quadrophonie-Abmischung von 1975 gleich mehrfach in unterschiedlicher digitaler Auflösung sowohl auf einer DVD-Audio als auch auf Blu-ray zu präsentieren, ist grober Unfug. Die 96 kHz/24-bit-Version auf Letzterer macht alle anderen völlig überflüssig. Der 5.1-Surround-Remix, den James Guthrie 2009 mit Joel Plante produzierte, ist – und zwar in der Überspielung auf der Blu-ray! – nicht nur der 4-Kanal-Fassung überlegen, sondern auch eine noch weit faszinierendere Hörerfahrung als das letzte Stereo-Remaster. „Welcome To The Machine“ wird hier als fesselnde Höllenfahrt inszeniert, und der Remix gelang noch eindrucksvoller als der von „The Dark Side Of The Moon“. Das sollte man sich im Zweifelsfall auf separat im Handel zu findender Hybrid-SACD gönnen, wenn man dieses Album sehr schätzt, aber auf die dürftigen Zugaben der Box verzichten kann.