Pink Floyd
The Endless River
Warner
Wenige Worte, viel Brimborium: Das „letzte“ Pink-Floyd-Album ist eine Collage aus Improvisationen von 1993
Das ist also das verschollene „psychedelische Album“ mit dem vielsagenden Arbeitstitel „The Big Spliff“, eine Collage von Improvisationen aus Pink Floyds Britannia Row Studio, als Gilmour, Wright und Mason sich 1993 in Richtung „The Division Bell“ warmspielten. Phil Manzanera, Youth und Floyds Haustechniker Andy Jackson haben nun Stunden an Session-Strandgut zu vier lose strukturierten Suiten montiert. Dave Gilmour ging in seinem Hausbootstudio an der Themse noch einmal mit Gitarre und Bass drüber, Nick Mason spielte ein paar neue Parts ein, und Gilad Atzmon schaute mit Saxofon und Klarinette vorbei.
Der historische Kontext des Ausgangsmaterials ist immerhin interessant: Was Pink Floyd 1993 beim Jammen auf Autopilot entglitt, ist nicht weit von dem entfernt, was jungen, sanften Prog-Adepten wie Air vier Jahre später kurzfristigen Götterstatus einbringen sollte. Sündteure Synth-Flächen, plastisch im Raum hängende Akustikgitarrenakkorde, bis zum Gehtnichtmehr hinausgezögerte Schlagzeugeinsätze und selbstredend Gilmours lyrische Stratocaster.
Der Wortanteil ist dagegen karg: Einleitend hört man Interviewfetzen der drei Bandmitglieder („We had certainly an unspoken understanding, but a lot of things unsaid“, sagt der 2008 verstorbene Rick Wright), und zum Abschluss singt Dave Gilmour einen bittersüßen, von seiner Frau Polly Samson getexteten Tribut an die eigene Band namens „Louder Than Words“: „We bitch and we fight, diss each other on sight/ But this thing that we do (…)/ It’s louder than words.“ Klingt fast wie ein Versöhnungsangebot an Roger Waters, auf jeden Fall berührend, genauso wie ein vom „Division Bell“-Track „Keep Talking“ übrig gebliebener Monolog von Stephen Hawking über die Verheißung der Kommunikationstechnologie der Zukunft, „das Unmögliche zu erbauen“. Ach, die Unschuld vor dem Internet!
Schade nur, dass dieses Material, das sich als Bonus-Disc einer Anthologie einen völlig legitimen Platz im Kanon verdient hätte, nun zum offiziellen letzten Pink-Floyd-Album samt luxuriöser Sammlerbox aufgeblasen werden musste. Bei allem Respekt, das geht sich nicht aus.