Phillip Boa & The Voodooclub
My Private War
Auf dem Weg der Besserung: Der Buhmann singt nun auch richtig
Einmal Witzfigur und zurück: Nachdem es Phillip Boa geschafft hatte, sich mit seinem Pseudo-Metal-Projekt Voodoocult an der Seite von dem Ex-Slayer-Drummer Steve Lombardo heiser gebrüllt und in leeren Hallen komplett lächerlich gemacht zu haben, kommt der Wahl-Malteser langsam wieder bei sich an. Schon das passable „Solo-Album“ „Lord Garbage“ machte Hoffnung. Jetzt greift Boa wieder auf das Voodooclub-Etikett zurück und klebt es auf „My Private War“. Dieser Privatkrieg ist ein Kreuzzug auf der Suche nach dem heiligen Popsong, der Mischung aus Boas unwirtlicher Kompromißlosigkeit und seiner Sehnsucht nach Anerkennung durch ein Massenpublikum.
Den startet der Pop-Prügelknabe so erfolgreich wie lange nicht: Ohne allzu kommerziell zu klingen fabriziert er potenzielle Hits am Fließband: Außer „So What“, in das sich „VIVA 2“ verliebt hat, demonstrieren die „Hunky Dory“-Verbeugung „Crushed On Me“, das langgezogene Edel-Riff „Baby Take Your Strain Out“ oder die süßlich-sentimentalische Liebesballade „Rome In The Rain“ erstaunliche Vielseitigkeit. Die gewohnten, wie mit Sandpapier gespielten Gitarren treffen auf klassische Pop-Harmonien, gekonnt eingesetzte Samples und phasenweise erstaunlich groovige Rhythmen. Das kann auch mal trivial klingen wie der Kinderlied-Refiain zu „In Freudian Underwear“, bleibt aber immer zumindest unterhaltsam.
Das verdankt sich vor allem Phillip Boas erstaunlicher Entwicklung als Sänger. Wo er früher seine Anhänger mit dem nötigen Sprechgesang beschied, präsentiert er jetzt mal erstaunliche Facetten. Immerhin hat er schon bei „Lord Garbage“ Paul Weller als ein Vorbild ausgegeben. Weniger musikalisch, sondern weil dieser „Modfather“ ein „Weißer ist, der es schafft, etwas auszudrücken“. Naja. Kaum jemand erzählt sei t so langer Zeit schon so viel Unfug wie Boa. Macht ja nichts.
Die Arbeit wurde Boa erleichtert durch bewährte Sound-Männer wie David Vella und Beppe Fellegara, den Produzenten John B. Wilson (Lou Reed, Mazzy Star) oder den Mixer Black Pete (Depeche Mode, Nick Cave, David Bowie). Vom Original-Voodooclub ist übrigens nur das Etikett erhalten: Statt The Voodoo oder Der Rabe ziehen hauptsächlich Mitstreiter des Solo-Projekts in den „Private War“: Toett, Moses Pellberg und Alison Galea. Die Beangrowers-Sängerin ersetzt Boas Muse Pia Lund mit eher lakonischen, weniger sirenenhaften Background-Vocak – so darf es weitergehen. Wenn ihn nicht ein Wahnsinnsanfall packt.