Phillip Boa & The Voodooclub

C90

Rückkehr zur Kernkompetenz - und zum verklärten Gesang von Pia

Da hatte man sich schon auf das Ende vorbereitet: Noch nach Veröffentlichung seines letzten Albums, „The Red“, hatte Phillip Boa öffentlich übers Aufhören nachgedacht und sich gefragt, wie alt einer eigentlich sern dürfe, der sein Geld mit Rockmusik verdient. „The Red“ war ein Statement, ein Aufbäumen gegen die Wiederholung und eine Versicherung über die eigene Relevanz, und das tönte eher wie ein Abschluss als ein Neubeginn.

Mit seinem neuen Werk kehrt Boa nun zur eigenen Kernkompetenz zurück und scheint auf dem Weg zu sich selbst auf keinen großen Widerstand gestoßen zu sein. Vieles auf „C 90“ hat den naiv-schönen Charme und die schwarzverliebte Sehnsucht, die das Frühwerk des „Ex-1/2 Popstar“ (so heißt ein Lied) charakterisierte. Das hypnotisch marschierende „Slipstream“, das hymnisch-dunkle „Down“, das bedrohlich-schöne „Punch &Judy Club“, all das hat die direkte Wärme eines gut zusammengestellten Mixtapes und zelebriert ein paar fast vergessene Indiepop-Standards, wie es nur ein Erstgeborener kann. Unterdessen feiert die Boa-Gemeinde längst die Rückkehr von Sängerin Pia Lund, die den Großteil der neuen Lieder singt; ohne ihre seltsam verklärten Mädchengesänge ginge hier nicht viel.

So nutzt Boa eine Art zweiter Chance, die ihm die von Hot Hot Heat, Interpol und anderen Wave- und Indie-ferwesern angezettelte 80s-Renaissance bietet – ohne Revival-Verdacht oder bloße Repetition, sondern als neue Wertschätzung der eigenen Identität. Mehr kann man hier nicht wollen.