Phil Collins
… But Seriously
Zwei mäßige Alben beschließen die Reissue-Reihe des Meisters
Exakt 20 Jahre nachdem Phil Collins sein erstes Album veröffentlichte („Ark 2“, als Schlagzeuger bei Flaming Youth), gelang ihm 1989 sein bis heute größter Hit: Denk dran, wie gut es dir geht – ’cause it’s just „Another Day In Paradise“. Collins-Kritiker fühlten sich bestätigt: Hier rief der Millionär zur Wohltätigkeit auf, der wenig später von England in die Schweiz zog, um weniger Steuern zu zahlen.
Man kann den Song heute nicht mehr hören. „I Wish It Would Rain Down“ mit Claptons Gitarrentränen noch weniger – die hier beigefügte Demoversion ohne Gitarre ist besser. Aber die Tot-Dudelei im Radio war ja nicht Collins’ Schuld. Wichtiger war: Der damals 38-Jährige näherte sich nach dem Synthie-Pop des Vorgängers, „No Jacket Re-quired“, wieder einem echten Band-Sound an. Vor allem die Drums klingen natürlicher. „Hang In Long Enough“ und „Something Happened On The Way To Heaven“ nehmen in den Live-Versionen Collins’ Big-Band-Experimente der Neunziger vorweg. Leider fehlt die starke, mit Lamont Dozier komponierte Motown-Hommage „Two Hearts“ aus dem ein Jahr zuvor veröffentlichten Film „Buster“ ebenso wie „A Groovy Kind Of Love“.
Seinen Job als Soul-Adept vollendet der Sänger 2010 mit der Cover-platte „Going Back“, das die Reissue-Reihe jetzt unter dem Titel „The Essential Going Back“ (HHH) würdig abschließt. Collins strich die bei Erstveröffentlichung als Doppelalbum konfigurierte Platte nun auf 14 Stücke zusammen. Seine Stimme war damals schon schwächer – als würde er eingekuschelt unter einer Bettdecke singen –, aber die von ihm selbst übernommene Retro-Produktion hat viele Hörer erfreulicherweise zum Narren halten können. Das Album klingt fast, als hätte Motown es 1964 veröffentlicht.