Peaches
Impeach My Bush
Überraschungsarmer Electro-Punk-Sound mit vielen Banalitäten
„Peaches… juicy“ warb ihr altes Label Kitty-Yo vor sechs Jahren und zeigte den Hintern der Künstlerin in seiner ganzen prallen, signalroten Hotpants-Pracht. Körperlichkeit stand von Anfang an im Mittelpunkt einer einzigartig direkten Performance: unrasierte Achselhöhlen, selbstbewusst krawalliges Auftreten, offensiv zur Schau gestellte Sexualität. Die rohe Elektronik des Debüts „The Teaches Of Peaches“
lieferte dazu die ideale musikalische Entsprechung. Da gab es keinen Weichzeichner, keine Spielereien und Schnitte – das war schmutziger Sex mit Maschinen, weiblicher Minimalismus in Wort, Bild und Ton.
Inzwischen kennt und liebt jeder Peaches: die Feministinnen, die Kritiker, die Spanner und die Rocker sowieso. Bereits auf dem letzten Album „Fatherfucker“ sang die Kanada-Berlinerin mit Iggy Pop ein beherztes „Kick It“, nun hören wir Joan Jett, Josh Homme, Ex-Mitbewohnerin Feist. Samantha Maloney, einst bei Hole, spielte bei mehreren Stücken Schlagzeug. Aufgenommen wurde „Impeach My Bush“in den Laurel Canyon Studios in L.A., co-produziert hat Mickey Petralia, der bereits auf Becks „Midnight Vultures“ mitmischen durfte. Was dabei herauskamist, trotz stärkerer Betonung des Rock ’n‘ Roll-Aspekts, über weite Strecken ein überraschungsarmes Weitermachen. Ein schlüpfriger Bush-Witz als Titel und Banalitäten wie: „I’d rather fuck who I want than kill who I am told to“ sind komplett überflüssig. Und „Tent In Your Pants“ schrammt gefährlich nahe am Schulhof-Humor vorbei. Das zusammen mit Josh Homme und Feist entstandene „Give’er“ lässt dagegen sehr schön die Queens Of The Stone Age anklingen. Trotzdem ist Peaches inzwischen näher an Pink (auf deren letzten Album sie den Song „Oh My God“ mitsang) als an DJ Assault oder Suicide. Aber wir wollen nicht zu hart sein, denn das Problem dieses gar nicht mal so üblen Albums ist natürlich die Fallhöhe. Vor sechs Jahren war Peaches einzigartig, nun hat sie all die LCD Soundsystems, M.I.A.s und Pinks an den Hacken. Das primitive Blubbern, Zischen und Quäken der Roland MC 505 Groove Box wurde auf „Impeach My Bush“ feingeschliffen, zugunsten eines abwechslungsreicheren, aber weniger intensiven Electro-Punk-Sounds.
Es ist ein wenig so, als wäre der stramme Hintern aus dem Jahr 2000 unters Messer eines Schönheits-Chirurgen geraten. Manche finden so was ja gut.