Paul Weller

Ja, ist denn wieder „Wild Wood“, gar „Heavy Soul“? Paul Weller groovt sich kregel mit Schweineorgel, Percussion-Geklapper und Gitarrensoli durch einen Song mit dem fabelhaft blödsinnigen Titel „Woo Sé ­Mama“. „Nova“ ist irrer Rummelplatz-­Pubrock mit Bläsern und Gedudel – klingt wie ein Stück von Blur, 1995, geteilt durch Psychedelia plus Small Faces, alles fiept und eiert. „Long Long Road“ ist, na, „The Long And Winding Road“, sentimental, sehnend, Streicher­pomp, hu-hu-hu, Soul-Chöre. „She Moves With The Fayre“ ist verhallter, zickiger Acid-Funk. Achten Sie auf dieses Stück! „Hopper“: gemütlich schippernder Bläser-­Schubidu. Und bei „New York“ orgelt es metro­politanisch und salsaesk, die Chöre jubilieren, und dann kommt ein – Percussion­solo. Und dann ein schlotziges Gitarren- und dann ein Hammondorgelsolo.

Unsortierte Assoziationen: Joe Jacksons „Night And Day“. Kid Creole and The Coconuts. Oder: Das Style Council ist wieder da. Ein gedachter Mick Talbot, eine gefühlte Dee C. Lee. „Confessions Of A Pop Group“ ohne Piano-Etüden. Isaac Hayes’ „Hot Buttered Soul“. Bei „Satellite Kid“ wird Weller auch noch zum Bluesknarzer, fällt aber immer wieder in den Weller-Ton. Ist es noch Steve Winwood oder schon Barry Manilow? Hall und Verzerrung sind das neue Ding.

Fanal der Freiheit

Niemand will eine Revolution von Paul Weller, auch er selbst nicht, aber er weiß es natürlich nicht. Doch diese Platte enthält alle Revolution, zu der Weller fähig ist. Es ist großartig, wie er sich spreizt, eine Trompete blasen lässt, Klang als Klang inszeniert, schepperiges Schlagzeug, Stimmen und Geräusche, orchestrale Arabesken, wie er Lücken lässt, nicht zu Potte kommt – und dann die süßesten Melodien freilässt. Die Platte ist ebenso ­eine entzückende Zumutung wie ein Fanal der Freiheit. Und wir wollen nicht einer ­anstrengenden und dubiosen Sache das Wort reden, die „Spielfreude“ genannt wird.

Aber schön, wenn man nach all den Jahren noch zusammen lachen kann. Und den anderen überrascht.