Paul Weller
„66“
Polydor/Universal (VÖ: 24.5.)
Stilistischer Rundumschlag ohne Alterserscheinungen.
Mit Udo Jürgens hat Paul Weller womöglich mehr gemeinsam, als wir bisher wissen wollten. Zum Beispiel die Erkenntnis, dass das Leben mit 66 anfängt. Aber für Weller fängt das Leben auch an jedem Tag in jedem anderen Jahr an. Dass er sich zum Geburtstag – die Schnapszahl hat er am 25. Mai geknackt – dieses Album schenkt, sollte uns nicht zu Rührseligkeit verleiten. Gemessen an kreativer Neugier und Virilität könnte die Platte auch „28“ heißen.
Nur manchmal geraten die Arrangements etwas zu buttrig. Und wirklich nur manchmal klingt Weller ein bisschen zu sehr nach Schmusetiger-Crooner à la Rod Stewart. Die liebliche Folk-Ode „Ship Of Fools“ verzaubert mit Vibrafon und Flöten, das streicherumwehte „Rise Up Singing“ fällt direkt vom Seventies-Soul-Himmel. Weller beherrscht natürlich die gesamte Palette von Disco-Groove („Flying Fish“) über Lounge-Jazz („Nothing“) bis Beatles-Pop („Burn Out“). Die ganz großen Songs gelingen ihm nicht mehr. Weller verzichtet auf Stringenz zugunsten einer gewissen Altersverspieltheit. Oder nennen wir es: spirituelle Freiheit.