Ozzy Osbourne
Prince Of Darkness
Epc (Sony Music) 21.03.2005
Die größten Hits und viele irre Coverversionen vom Metal-Knallkopf.
Er verstellt einem den Blick, dieser tapsige Alte, der an jeder Fernbedienung scheitert, dem die Hunde auf die Couch machen und den seine Frau dauernd herumkommandiert. Jüngst ließ sich der Reality-TV-Star auch noch die Nase operieren. Dabei handelt es sich hier doch um Ozzy fuckin‘ Osbourne. Metal Madman. Prince Of Darkness. An all das, was der Mann vor seiner dubiosen MTV-Karriere war, erinnert jetzt eine aufwendige Vier-CD-Box.
Zwei Alben werden den Hits und Raritäten gewidmet, die sich im Laufe der Zeit angesammelt haben. Die vielen Live-Versionen sind dabei selten so gut wie die Originale, aber einer glänzt immer: Gitarrist Randy Rhoads, der Osbournes skurrile Stimme mit unfaßbaren Riffs unterstützte und weit über die üblichen Metal-Standards hinaustrug. Als er 1982 bei einem Flugzeugabsturz starb, mußte der Sänger lange nach einem Ersatz suchen gefunden hat er ihn im Grunde bis heute nicht. So unwiderstehlich böse wie bei „Mr. Crowley“, „Crazy Train“ oder „Suicide Solution“ klang er nie wieder, allenfalls als er den Mond anheulte.
Aber „Mama I’m Coming Home“? Bitte nicht!
Dafür kreuzten immer wieder andere kongeniale Kollegen Ozzys Weg. All die Duette, die er bisher gewagt hat, finden sich auf der dritten CD. Mit Therapy? gibt er noch mal den „Iron Man“, mit O.D.B. and anderen macht er auf modernen Crossover-Spezi, und bei „Born To Be Wild“ darf Miss Piggy mit ran. Das paßt perfekt! Beide quiecken wie angestochen, und Dame bringt das Schwein in Ozzy erst richtig zum Vorschein. Let’s go fuckin‘ crazy! Aber am Ende muß sie ihn dann doch ermahnen: „Ozzy, get off the floor!“ Kein Kuß für den Tierliebhaber.
Es wird noch lustiger. Für die letzte CD, das Schmankerl der Delikatessen-Box, hat Ozzy zehn Coverversionen aufgenommen. Kaum Metal, nein. Die Helden seiner Jugend sind dran. Er scheut nicht vor den Beatles zurück („In My Life“), vor Mott The Hoople („All The Young Dudes“) oder den Rolling Stones („Sympathy For The Devil“, natürlich). Er näselt auch „21st Century Schizoid Man“ (King Crimson) und Arthur Browns „Fire“ so begeistert, als gäbe es nichts Schöneres für ihn. Das ist größtenteils freilich schaurig, aber auch sehr liebenswert. Ozzy Osbourne bemüht sich immer so, er wirft sich mit so viel Elan in diese Songs. Da hört man den guten Willen, die Liebe zum Beruf. Deshalb soll er ruhig auch John Lennons „Working Class Hero“ mit dieser fast unerträglich weinerlichen, anklagenden Stimme singen, wir sind ihm nicht böse. Er darf das. „They hate you if you’re clever and they despise a fool/ ‚Til you’re so fucking crazy you can’t follow their rules“? Auf wen trifft das schon zu, wenn nicht auf Ozzy Osbourne.