Ozzy Osbourne
„Patient Number 9“
Sony (VÖ: 9.9.)
Erstaunlich guter Gesang und viele tolle Gitarristen
Es bleibt erstaunlich, dass der Mann, der in Interviews mittlerweile eine eher tragische Figur abgibt, immer noch solche Gesangsleistungen erbringt. Das kann sich nicht alles nur den Mirakeln der Studiotechnik verdanken. Oder vielleicht doch… Jedenfalls klingt Ozzy wieder wie Ozzy, greinend, sinister, exzentrisch, aber eben auch souverän und intonationssicher. Gut zweieinhalb Jahre nach seinem letzten Soloalbum, „Ordinary Man“, hat ihm Andrew Watt als Produzent und musikalischer Direktor noch ein weiteres abgetrotzt und ihm mit Chad Smith, Robert Trujillo, Duff Mc-Kagan etc. ein All-Star Ensemble an die Seite gestellt.
Ozzy klingt wieder wie Ozzy
Wie immer bei Ozzy ist auch der Leadgitarre-Posten vorzüglich besetzt. Neben seinem alten Side kick Zakk Wylde und dem noch älteren Kreativpartner Tony Iom mi unterstützen ihn auch nicht so erwartbare Saiten-Ikonen wie Jeff Beck und Eric Clapton. Fehlt eigentlich nur Jimmy Page. Der wollte nicht, heißt es. Gerade die Alten überzeugen hier auf ganzer Linie, Iommi etwa in den zwei typischen Riffgebirgen, die er mit einem Riesenpinsel schwarz lackiert. Und wenn Ozzy (oder wer auch immer) bei „Degradation Rules“ die Blues Harp auspackt, sind Black Sabbath wirklich nicht mehr weit. Auch Jeff Beck überzeugt. Ihm gelingt es mit seinen realitätsverbiegenden Melodieschlenkern, die mentale Konfusion des „Patienten Nr. 9“ ins Tonale zu übersetzen und, fast noch suggestiver, die etwas zu käsige Streicher-Elegie „A Thousand Shades“ aus seiner vorberechneten Umlaufbahn zu schnippen.
Sogar Clapton hat bei „One Of Those Days“ mal einen dieser wirklich inspirierten Tage erwischt und zieht alle Register, von bluesigen Slowhand-Fills, die Ozzys Gesangslinien sanft umranken, bis zu wilden Wah-Wah-Läufen, die nicht nur ein bisschen an frühe Cream-Tage erinnern. Das bombastisch aufbereitete Balladeske überwiegt mal wieder, wie auf den letzten Alben auch. Am traurigsten ist aber der „Darkside Blues“ mit Slidegitarre und Harp ganz am Ende. Da klingt Ozzys Stimme so weit weg, als wäre er schon fast nicht mehr da.