Oliver Sim
„Hideous Bastard“
Young/Beggars (VÖ: 9.9.)
Der xx-Sänger mit seinem persönlichen Exorzismus
„Radical honesty/ Might set me free/ Been living with HIV since seventeen/ Am I hideous?“ Oliver Sim wählt den Auftakt seines Solodebüts, um erstmals öffentlich von seiner Infektion zu sprechen. Direkt davor singt Jimmy Somerville mit Engelsstimme von Vertrauen und dem Mut, sich lieben zu lassen. Zwei Akkorde reichen für ein Lied von epischer Größe, in dem die kühlen Wave-Electro-Sounds von The xx stecken, aber auch die fragile
Grandezza von George Michael.
Drei Jahre hat Sim mit dem Album gerungen, weil hier alles persönlich ist. Der „hideous bastard“ ist der Künstler selbst. Sim singt von der „Idee eines sich selbst verachtenden Homosexuellen“. Von der Zerstörung, die die HIV-Diagnose anrichtete. Doch es gibt eine vorläufige Katharsis: Er nennt das Kreieren des Albums einen Exorzismus, der dem vermeintlich Unsagbaren seinen Schrecken nahm. Die elektronische Musik dazu ist dunkel- elegant, aber nicht greinend, und bisweilen steckt in der Selbstkasteiung ein sarkastischer Humor. Dass diese Lieder zudem eine enorme Schönheit entwickeln, spricht für die künstlerische Kraft von Oliver Sim.