Der Song „O’Death“ ist ein Folk-Klassiker aus den Appalachen. Im Soundtrack von „O Brother, Where Art Thou“ wird er von Ralph Stanley gesungen, bekannter und süffiger ist allerdings die Version der Folk-Psychedeliker Kaleidoscope, die sich auf eine Bearbeitung von John Reedy bezieht. Wem mindestens zwei dieser Namen etwas sagen, der sollte sich unbedingt das neue Album von O’Death besorgen.

Obwohl der Refrain des Songs –der bei der Namensfindung sicherlich eine Rolle spielte – für die New Yorker Band auf unheimliche Weise Realität wurde: „O, Death / O, Death/ Won’t you spare me over ‚til another year“, heißt es in dieser Zwiesprache eines Sterbenden mit dem Tod. Und genau das war es, was vermutlich auch Schlagzeuger David Rogers-Berry dachte, als 2009 bei ihm ein bösartiger Knochentumor diagnostiziert wurde. Doch nach einer enorm kräftezehrenden zehnmonatigen Chemotherapie und einem prothetischen Schulterblatt-Implantat gab es tatsächlich einen Aufschub, wenn nicht gar eine dauerhafte Heilung.

Das Quintett konnte deshalb Ende vorigen Jahres wieder ins Studio gehen, um sein drittes Album „Outside“ aufzunehmen. Es klingt weniger stürmisch als die Vorgänger – schon deshalb, weil Rogers-Berry seinem „normalen“ Schlagzeug Lebwohl sagen musste und nun stattdessen eine Vielzahl an Trommeln, Ketten und anderen Rhythmusgebern benutzt. Zusammen mit den Banjo, Fiddel und akustischen Gitarren klingt das oft so wunderbar melodisch und berührend wie der tolle Opener „Bugs“. „Alamar“ ist dagegen ein dunkler Marsch zum Friedhof mit einem Sarg auf dem Rücken. Keine Ahnung, ob dieses Stück vielleicht schon hundert Jahre alt ist und ein Traditional aus der „Anthology Of American Folk Music“. Doch O’Death machen daraus einen elektrisierend eklektischen Stolper-Blues in der Tradition von Birthday Party. Auch der letzte Song, „The Lake Departed“, besitzt diese morbide Energie, die sich im Verlauf allerdings in eine feierliche Traurigkeit verwandelt.

Aber keine Angst, „Outside“ ist die meiste Zeit alles andere als ein Depressions-Album. „Look At The Sun“ tut genau das, und – ob Sie es glauben oder nicht – man spürt die dabei die Wärme auf der eigenen Haut. Vermutlich muss man ein waschechter New Yorker sein, mit einer großen Sehnsucht nach den Appalachen, um eine so ergreifende, ganz und gar nicht authentische Form von Mountain-Music hinzubekommen.