Nickel Creek

A Dotted Line

Nonesuch/Warner

Das Comeback des Bluegrass-Trios stellt dessen alte Stärken aus

Wer hat an der Uhr gedreht? Hier tat die Zeit ihren Dienst besonders unwirklich: Schon 25 Jahre Nickel Creek? Sie waren halt noch nicht mal Teenager, damals in San Diego, in dieser fernen, internetlosen Welt vor „O Brother“, Cash/Rubin, Americana-Konferenzen. Seit das Bluegrass-Trio es 2007 erst mal gut sein ließ, ist zumal Chris Thile mit seinen Punch Brothers ganz weit gekommen. Doch auch Sara Watkins hat sich mit zwei Solo-Alben sowie als Tour-Musikerin (Decemberists) prächtig gemausert, während Bruder Sean mit Fiction Family und WPA (mit Benmont Tench und Greg Leisz) gleich zwei Projekte am Start hatte.

„I guess the show’s going on“, singen sie unisono gleich mal so schön wie eh und je, „so we pick up the pie-ces.“ Produziert von Eric Valentine, der schon den vorläufigen Kehraus, „Why Should The Fire Die?“, betreut hatte, musizieren die drei auf „A Dotted Line“ wieder so vertraut miteinander, als hätten sie letzte Woche noch gemeinsam im Proberaum gestanden. Bloß: Die Bridge des Auftaktsongs klingt schon schwer nach Punch Brothers. Dennoch wirkt das Album zum Silber-Geburtstag nie wie Thile plus Anhängsel, auch wenn der mit dem atemlosen „You Don’t Know What’s Goin’ On“ einem weiteren Ausreißer vorsteht. Sara Watkins hat mit „Destination“ und dem Sam-Phillips-Cover „Where Is Love Now“ schöne sweet spots. Und den Hit hier singt sie im flotten Rollenspiel mit Thile, „Hayloft“, ein Original der kanadischen Indie-Band Mother Mother. Sean Watkins profiliert sich derweil mit „21st Of May“ und dem traurigen „Christmas Eve“ auf eher traditionellem Terrain, während das mal etwas weiter ausholende Instrumental „Elephant In The Corner“ Punkte in der Prog-Grass-Gemeinde bringt.  So gut diese drei auf eigenen Beinen stehen können: Es liegt doch etwas in der Luft, was sie nur in diesem Trio atmen können.