Natalie Merchant
Natalie Merchant
Warner
Sie kann es noch: Songwriter-Folk und entschleunigter Soul
Es ist 13 Jahre her, dass Natalie Merchant ein Album mit eigenen Kompositionen veröffentlichte, doch gute Musik gab es auch zwischendurch. Auf ein Album mit angloamerikanischen Folk-Weisen („The House Carpenter’s Daughter“, 2003) folgte „Leave Your Step“ (2010), auf dem Merchant Schlaflieder und Kindergedichte mit Klezmer, Appalachian Folk und Orchester vertonte. Doch die Musikrichtung ist ja zweitrangig; es ist immer Merchants kehlig-dunkle Trademark-Stimme, die präzise und anmutig und berührend ist, ohne große dramatische Bögen spannen zu müssen.
Das ist natürlich auch hier so. Merchant singt ihre großzügigen Lieder; mehr noch, sie belebt diese Lieder, die von der sanften Ruhe der Sängerin durchflutet sind wie ein schöner Raum vom Morgenlicht. Merchant hat Zeit – gleich das erste Stück, das wundervolle „Ladybird“, baut sich über fast sieben Minuten auf, ein Frauenchor singt mit Country-Couleur. Das folgende „Maggie Said“ hat in seiner Schlichtheit fast die Ikonografie eines Leonard-Cohen-Songs. Und das ungeheuer tief seufzende „Lulu“ braucht ein Orchester, um annähernd vollständig ausgedrückt werden zu können.
Die Musik auf „Natalie Merchant“ ist Songwriter-Folk, entschleunigter Soul und klassische Pop-Grandeur, man hört vielleicht eher den Sound von „Ophelia“ als den von „Motherland“, aber am Ende ist das unerheblich: All das ist Natalie Merchant.