Nada Surf

The Proximity Etffect

ELEKIRA/EASTWEST

Nada Surf sind New York. Nada Surf sind sogar so New York, daß sie gerne ungefragt erzählen, wie es damals auf der berühmten FaMe-Schule (ja, die aus dem Film) in Manhattan war. Echt: Die Schüler tanzten wirklich Breakdance in der Mensa, während sich, ganz nebenbei, Matthew Caws und Daniel Lorca kennen- und schätzen lernten. Ihre Mütter verfluchen noch heute diesen Tag, denn seitdem spielen die beiden zusammen laute Punkmusik. Doch die Mütterlein müssen nicht traurig sein, denn die Söhne haben Talent. Irgendwann stieß dann der Drummer Ira Elliot dazu, kein Art-School-Dropout, sondern ein echter Mucker, Ex-Fuzztones, Ex-Roadie der Smithereens – Nada Surf waren komplett.

Das erste Album brachte auch gleich den ersten Hit: „Populär“ war der College-Sommerhit 1996, ein Song über Cliquen-Druck und Idealvorstellungen aus einer unbarmherzigen TeenagerWelt Das Album drumherum hieß „High/Low“ und enthielt noch weitere Songs, die nach teen spirit rochen, soundmäßig aber eher HüskerDü und New Yorker Wave zum Vorbild hatten. Ein starker Auftritt.

„The Proximity Effect“ ist ein würdiger Nachfolger. Wie der Titel verheißt („Nähe“), gehen Nada Surfbeim zweiten Album näher an alles heran – Sound, Geschlossenheit und Themen. Matthew Caws hat ab Songwriter zugelegt und erzählt ganze Stories und Beinahe-Drehbücher. Der Erzählkreis zieht sich um Probleme, die in jeden Kevin-Smith-Film passen würden: Einsamkeit und Unverstandenheit in der Großstadt („Troublemaker“, „The Voices“), Ängste und Unsicherheiten in den Zeiten von Model-Mania und Monicagate. Caws beschreibt das alles aus der Sicht eines allwissenden Autors und engagiert sich in „Mother’s Day“ und „Robot“ sogar für Vergewaltigungsopfer. Seine Fähigkeit, Szenen eindringlich und mit wenigen prägnanten Worten zu umreißen, hebt ihn vom Geschwätz anderer Modern-Rock-Kollegen angenehm ab. Obwohl das Klischee dennoch überall bedrohlich trapst.

Auch musikalisch geben sich Nada Surf erkennbar gereift: Die dringliche Härte des Erstlings wich einer eher entspannten Experimentierfreude. Töpfe voller Wave und Pop werden lustvoll geöffnet und in aller Ruhe wieder geschlossen.

College-Rock – zur Abwechslung mal wieder mit attitude.