My Morning Jacket :: Okonokos
Lustigerweise fanden manche Leute, die seit Jahrzehnten das Gegniedel von Jimi Hendrix hören, das eine oder andere Stück von “ 2″ nervig. Dabei gehört das frei flottierende, auch ausufernde Spiel mit Rückkopplung und Gitarren-Schlagzeug-Dröhnen natürlich zum Konzept von My Morning Jacket, die sich in der Tradition von Neil Young ebenso verorten wie in der von Grateful Dead, dabei Psychedelia und Prog-Rock nicht meidend. Und manchmal, wie bei „What A Wonderful Man“, haben sie auch die knappen Freuden der Replacements im Programm.
Aber im Märchenwald von „Okonokos“ auch auf der Doppe-DVD zu betrachten – regieren natürlich die großen, die universalen Dramen, „Worldless Chorus“, „Lowdown“, „Dondante“. Den Leerlauf brauchen My Morning Jacket nicht nur auf der Bühne, damit ihre strahlenden, überwältigenden Momente von melodischer Schönheit umso wirkungsvoller alles illuminieren können. „Oft The Record“ geht in so einen Bewusstseinsstrom über, wechselt die Gestalt, die Farben, den Rhythmus.
Diese Schrate aus Dingsda in Kentucky beleben jene Welt aus Kindererzählung und Moritat, Pathos und Kitsch, Elegie und Ode an die Freude, die Genesis und Pink Floyd nicht mehr befeuern. Auf ganz amerikanische Weise bleiben sie jedoch eine Indie-Band, binden eine Country-Weise ein, sind nicht ambitiös. Vielleicht kann man zugleich sie und die Fläming Lips mögen. Mir scheint, dass die Fläming Lips sich schließlich doch im höheren Blödsinn erschöpfen, während My Morningjacket eine epische Vision von Rockmusik haben, wie wir sie am schönsten von Neil Youngs Gitarrenflügen in „Hurricane“, „Inca Queen„, „Cortez“ kennen.Wenn ich einen IPod hätte, würde ich das Solo von „Lay Low“ draufspielen und immer wieder hören. Aber ich habe ja keinen. (Sony BMG)