Mumford & Sons
Babel
Cooperative V.Ö: 21. September 2012
Ein bisschen enttäuschend ist das zuerst. Hatten Mumford & Sons doch Ende 2011 hier im ROLLING STONE angekündigt, ihr neues Album klinge, „als würden Black Sabbath auf Nick Drake treffen“. Doch schon mit der Single ,“I Will Wait“ brechen die erfolgreichen Briten ihr Versprechen. Marcus Mumford singt zwar von der Schwere der staubigen Tage, tut aber gleichzeitig zwischen einem Klavierstakkato, einer aufstampfenden Bassdrum, Banjopickings und Satzgesang eine merkwürdige Fröhlichkeit auf.
Weil einem auf „Babel“, dem Nachfolger des so sehr verehrten Debüts „Sigh No More“, immer wieder Variationen dieser eine verspielte Unbeschwertheit suggerierenden Folk- und Bluegrass-Instrumentierungen begegnen, dauert es ein Weilchen, bis einen die Dunkelheit, die es auf der Platte tatsächlich gibt, einholt – bis man merkt, dass dies eine Reise in die Finsternis der Seele wird. Man erkennt das spätestens, wenn Neo-Folk-Star Mumford im bluesigen „Lovers’ Eyes“, von seinen Dämonen singt: „But do not ask the price I pay / I must live with my quiet rage / Tame the ghosts in my head / That run wild and wish me dead.“
Die großen Themen sind aber – wenn auch etwas dezenter inszeniert – von Beginn an angelegt. Schon im eher schlichten „Babel“ und in „Whispers In The Dark“ geht es um den Kampf zwischen Hoffen und Glauben, Schuld und Sühne, Erlösung und Verdammnis. Und kein Wort findet sich häufiger auf dem Album als “ darkness„. Angenehm dunkel beginnt auch „Holland Road“, das sich in einen ergreifenden, mit Bläsern verzierten Hymnus verwandelt. Das intime „Ghosts That We Knew“ weckt zu einem schönen Fingerpicking die Sehnsucht danach, dass hinter der Dunkelheit doch das Licht lauert, während bei „Hopeless Wanderer“ ein sanftes Klavier irgendwann von einer zornigen Gitarre abgelöst wird. Und „Broken Crown“ mit seinen schweren Mollakkorden kommt einem dann tatsächlich wie eine Folkversion von Black Sabbath vor. „In this twilight, our choices seal our fate“, singt Mumford, und selbst das Banjo scheint alle Ausgelassenheit verloren zu haben, bevor es von der Finsternis verschluckt wird.
>>>> Hier finden Sie unser Videointerview mit Mumford & Sons
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Unser Interview mit Mumford & Sons erscheint nächste Woche auf unserer Homepage. Wir können schon versprechen, dass es sehr amüsant wird. Die Briten sprachen dabei unter anderem über die Kritik, amerikanische Musiker zu kopieren.