Mudhoney
„Plastic Eternity“
Sub Pop/Cargo (VÖ: 7.4.)
Seattles Grunge-Pioniere wider den Zeitgeist
Ein ramponiertes Western-Riff, ein störrischer Beat und ein Mann, der nicht aufwachen will: „Have you seen my dreams?/ I have not had them for years/ If I could just stay asleep/ Maybe my dreams would reappear“, raunzt Mark Arm in der störrisch-nihilistischen Ballade „Severed Dreams In The Sleeper Cell“, die sich auf der Suche nach den verlorenen Träumen in einen verzweifelten Eskapismus hineinsteigert. Auf „Plastic Eternity“ erzählen Mudhoney sarkastisch aus einer Wirklichkeit, die zum Davonlaufen ist, einer Welt, bei der man sich stets durch einen Haufen Dreck wühlen muss, um zum Wesentlichen vorzudringen („Cascades Of Crap“), und in der nicht nur die Flaschen aus unverrottbarem Plastik sind: „Plastic morals, plastic views, plastic fortunes, plastic truth!“, skandiert Arm in „Plasticity“.
Ähnlich wie die Plastikflaschen sind auch Mudhoney unverwüstlich
Ähnlich wie die Plastikflaschen sind auch Mudhoney unverwüstlich. Seit 35 Jahren gibt es die Band, so lange wie das Label Sub Pop. Und natürlich wurde „Plastic Eternity“ in Seattle aufgenommen. Wie gewohnt treffen ätzende Zeitgeistkommentare auf verzerrte Gitarren. Das Wühlen durch den Wohlstandsmüll wird zwar meist mit mürrischem Grunge vertont, wie in der Eröffnungsnummer, „Souvenir Of My Trip“, die irgendwo zwischen scheißegal und stinkwütend die Unerträglichkeit des Seins protokolliert.
Es gibt aber auch Rock-Epen mit Akustikgitarrenriffs („One Or Two“) oder Black-Sabbath-Variationen („Almost Everything“). Wenn die Band in einem Agitprop-Pamphlet wie „Flush The Fascists“ zum Kampf gegen Populisten und Rechtsradikale aufruft („Screw appeasement!“), tobt sie sich auch mal zu einem ulkig-sperrigen Beat aus. „Cry Me An Atmospheric River“ ist eine in 70er-Jahre-Rock verpackte Auseinandersetzung mit dem Klimawandel. Den grimmigen Rocker „Move Under“ sollte man deshalb auf keinen Fall als Hymne der Verschwörungstheoretiker verstehen, sondern als Aufruf zum kritischen Denken: „Undermine the foundations of the lies that they repeat!“