Motorpsycho

„Yay!“ – Basiszutaten

Stickman (VÖ: 16.6.)

Die Norweger überraschen mit einem akustischen Album.

Fünf Dinge, auf die wir uns verlassen können: Frühling, Sommer, Herbst, Winter und jährlich ein neues Motorpsycho-Album. Im Winter 2021, nach ungefähr einem Jahr Lockdowns und Covid, entschieden sich Motorpsycho, ihren Proberaum in ein kleines Studio umzubauen und wie früher demomäßig aufzunehmen. Akustische Gitarren, Congas, Fender Rhodes. Man konnte nicht mehr reisen oder touren. Alles stand still. Das schien der einzige Weg, um als Band zu überleben. Monate später hörte man sich diese Aufnahmen an und entschied, dass Reine Fiske (Dungen, Motorpsycho-Live-Gitarrist) es produzieren, nachbearbeiten, mischen sollte. Album Nr. 25.

Lo-Fi ist hier Hi-Fi

Es trägt den Titel „Yay!“, das Artwork erinnert an Pavements „Wowee Zowee“. Nach fünf Progrock-Monsteralben überraschen Motorpsycho hier mit einer Kings-Of-Convenience-­artigen, fast komplett akustischen Platte, nehmen uns mit in die gute alte „Timothy’s Monster“-Zeit, indem sie uns mit Basiszutaten versorgen, mit auditiv rohen Liedern einseifen. Lo-Fi ist hier Hi-Fi. Bent Sæther und Hans Magnus Ryan, Gründungsmitglieder von Motorpsycho, die norwegischen Siegfried & Roy – die mal wieder aus dem Nichts überraschen, Soundteppiche und einen sphärischen Frühlingsmelodienpollenflug herbeizaubern.

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Der Auftakt, „Cold & Bored“, weht warm und überhaupt nicht langweilig wie eine Sommerbrise durch die Ohrenhärchen, gefolgt von „Sentinels“, einem Song mit „The Wheel“-Vibe inklusive Shaker. Bei „Patterns“ sanftes Mellotron und Ryans Stimme. Mit „W.C.A.“ nimmt das Album das erste Mal ein bisschen Fahrt auf, ganz im Stil vom Americas „Ventura Highway“, um danach weiter in kurzen leisen Liedern umherzuwabern. Der einzige Rocksong dieser Platte, „Hotel Daedalus“, knallt dementsprechend umso mehr aus der Ruhe. Zwischenzeitlich hat Motorpsychos dritter Schlagzeuger, Tomas Järmyr, die Band verlassen. Bent Sæther und Hans Magnus Ryan bleibt nur eine Möglichkeit, wie immer: weitermachen. Im Herbst dann auf Tour, ob mit oder ohne Drummer.