Monster Magnet
Dopes To Infinity
A&M/Universal 03.02.1995
Sie haben wirklich dazugelernt: Die Titel der bisherigen Monster Magnet-Alben hielten sich stets zaghaft bedeckt: Bei „Spine Of God“ (1991) und „Superjudge“ (1993) wußte der Unvoreingenommene nicht gleich, was ihm bevorstand. Jetzt aber machen es Monster Magnet weniger spannend – und benennen ihr neues Ding holzhammerartig „Dopes To Infinity“. Weniger leisetreterisch waren zwar auch schon die Frühwerke „Forget About Live, I’m High On Dope“ aus dem Gründungsjahr 1989 und „I’m High, What Are You Gonna Do About It“(1990). Aber wer kennt die schon?
Monster Magnet machen Trip-Tease-Musik. Entblößt wird die Seele – vorzugsweise eben mit bewußtseinserweiternden Drogen der alten Leary-Schule: Magic Mushrooms (Acid) und Joints. Genauso klingt’s denn auch: schwermetallisch, brachial, heruntergekommen – und ernst. Ein Gitarrensound, der nach verrottetem Heckflossen-Benz, öligen Black Sabbath-Fransenlederjacken und abgelatschten, rotlackierten Plateau-Sohlen-Stiefeletten riecht. Ein Outfit also, das prädestiniert ist für ein klassisches Roadmovie-Abenteuer in die eigenen Hirnwindungen.
Monster Magnet ist das miasmatische Baby von David Wyndorf. Der Sänger, Gitarrist und Songwriter ist der Pop-Welt bislang als Kult-Objekt weitgehend entgangen. Das kann, muß, wird sich ändern. Eben dieser Wyndorf bringt düstern-schöne Halluzinationen zu Papier und nähert sich sodann seinem angstvoll zitternden Mikro. Dort wird alles hineingeschüttet, was das Faß eines nicht ganz normalen Menschen wie Wyndorf eben zum Überlaufen bringt: Er haucht, er brüllt, er kotzt, er schreit, er erzählt, er posaunt, er protzt -Bekenntnisse eines bekifften Bürgers in Rock’n’Roll-Uniform.
Dazu wird breiiges Gitarren-Chili angerührt; mager gibt ab und an eine Sitar ihren oszillierenden Senf dazu. Das Schlagzeug hat scheinbar unendliche Mühe, den Takt zu halten. Wyndorf gibt öffentlich zu, deutschen Siebziger-Krautrock, also Amon Düül II und Konsorten, sowie Hawkwind abgöttisch zu verehren.
Was soll’s: Bestreiten könnte er das ohnehin nicht. Insofern schreiben Monster Magnet sowieso die ultimativen Pamphlete gegen den gnadenlosen Uhrzeigersinn des Pop-Fortschritts. Mit ihrer bedingungslosen Rausschmeißer-Theatralik kennt das zerstreute Space-Rock-Quartett aus New Jersey auch diesmal keine Kompromisse. Keine Experimente, das klänge freilich etwas konservativer. Gut gefahren sind sie damit immer schon. Geschickt manövrieren sich Monster Magnet aus der Sackgasse der Selbstzitate – und bleiben auf Kollisionskurs mit sich selbst: auf dem Highway des Wahnsinns.